U20-WM: USA entscheiden den Klassiker im Finale gegen Schweden – 6. Titel!
Finale in Göteborg bei der diesjährigen U20-WM zwischen dem Gastgeber Schweden und den USA. Die Tre Kronor eliminierten die Tschechen und die US-Boys gewannen gegen die Finnen in den jeweiligen Halbfinalmatches.
Schweden wollte unbedingt vor den eigenen Fans die Trophäe am Ende hochhalten. Die Tre-Kronor mussten sich bei der WM 2023 in Halifax den US-Boys in der Verlängerung knapp geschlagen geben nach einer furiosen Aufholjagd. Auch bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2021 war man gegen die Amerikaner unterlegen. Im letzten Testspiel zog Schweden auch den Kürzeren. Ergebnistechnisch sicherlich ein gutes Omen für die USA, doch vor eigener Kulisse wurden die Karten neu gemischt.
Die USA wollten nach dem Titel in den Jahren 2021, 2017, 2013, 2010 sowie 2004 ein weiteres Mal als Goldmedaillen Gewinner vom Eis gehen. Vor dem Turnier wurden die USA als Favorit tituliert, doch mit den heimischen Fans im Rücken war alles möglich. Schweden stand bereits acht Mal im Finale und konnten den Titel erst einmal ergattern. Das ganze Land setzte so sehr auf den Titel in der Heimat.
Rasantes Auftaktdrittel mit US-Führung
Es war von Anfang sehr laut im ausverkauften stimmungsvollen Scandinavium, das fest in gelber Farbe eingehüllt war. Beide Teams gingen die Begegnung furios an und die Hausherren setzten die ersten Akzente mit zwei sehr guten Gelegenheiten. Schweden war die ersten Minuten tonangebend, die USA verbuchten mehr Abschlüsse. Dann gab es eine Top-Chance für die Gastgeber, denn die Scheibe lag kurz frei vor der Linie im Slot. Es stand das erste schwedische Powerplay an für das beste Überzahlteam des Turniers gegen das zweiteffektivste Penalty Killing der Amerikaner: die Gastgeber übten mächtig Druck aus, doch die USA hielt gut dagegen und überstand diese knifflige Konstellation. Es war ein high speed hockey match, das viel Spaß machte und von Schweden bisher dominiert wurde. Team USA fand noch nicht zu seinem gewohnten Spiel, begann jedoch ab Mitte des Drittels zusehends zielführender zu agieren, was sich dann fast ausgezahlt hätte durch Finleys Solo. Theo Lindstein feierte heute Geburtstag und hätte sicher nichts gegen den Titelgewinn on top. Doch bei angezeigter Strafe gegen die Tre Kronor netzte Gabe Perreault zur amerikanischen Führung ein. Das geniale Zuspiel von Smith war dabei herausragend. Es war bereits der 40. Turniertreffer der Amis, die sich stetig besser präsentierten.
Stenberg fälscht geschickt ab, USA bauen Führung aus, später schwedischer Anschluss
Vor eigener Kulisse wollte Schweden erstmals Gold erringen und brauchte sich im Auftaktdrittel nichts vorwerfen. Die Mannschaft zeigte eine super Leistung, verpasste nur das Toreschießen. Dies gelang in der 23. Spielminute weitaus besser, denn Otto Stenberg tippte perfekt zum Ausgleich ein. Nun war die Halle wieder voll da und die Gastgeber setzten nach, nun mit dem Momentum auf ihrer Seite. Die Nummer vier der Schweden, Sandin-Pellikka kam noch nicht vollends zur Entfaltung und Isaac Howard brachte seine Farben in der 30. Spielminute dank eines schnellen Breakaways erneut in Front. Seine Geschwindigkeit war dabei beeindruckend. Die Hausherren vergaben viele tolle Möglichkeiten bzw. der amerikanische Goalie Augustine parierte bravourös. In der 35. Spielminute nutze Isaac Howard den schwedischen Keeper ganz clever als Bande, von dessen rechter Schiene der Puck zum dritten Mal ins eigene Netz fiel. Der Doppeltorschütze erwies sich nun als Party Crasher und brachte die Halle etwas zum Schweigen. Mit dem nächsten Tor könnte die USA Geschichte schreiben. Ihre Tormaschinerie suchte seinesgleichen. Auch körperlich erwiesen sich die US-Boys als aggressiver, die in Keeper Hävelid erneut ihren Meister fanden, der sein Team im Spiel hielt. Team USA war in seinen Aktionen effektiver und verdiente sich diese Führung. Fünf Sekunden vor der Sirene schlug der Hammer durch Jonathan Lekkerimäki von der blauen Linie unhaltbar ein.
US-Boys höchsteffektiv – 6. Titelgewinn
Dank des Last Second Anschlusstreffers war für Hochspannung in diesem Klassiker Finale gesorgt. So durfte es weitergehen im letzten Drittel. Die Gastgeber starteten wie die Feuerwehr und zielten auf den schnellen Ausgleich. Doch fast im Gegenzug markierte in der 42. Spielminute Zeev Buium den vierten Treffer. Den unermüdlichen Schweden fehlte ein wenig das Schlägerglück und waren nun gefordert, möglichst zeitig wieder heranzukommen. Team USA wies so viele begnadete Skater im Line-Up auf. Die Tre-Kronor indes investierten sehr viel und belohnten sich einfach nicht für den Aufwand. Zu allem Ungemach kam nun eine vierminütige Unterzahl der Schweden hinzu nach einem hohen Stock mit Verletzungsfolge: jetzt galt es, dies zu schadlos zu überstehen, um dann die Aufholjagd einzuläuten. Schweden überstand dies leidenschaftlich. So eine Willensleistung könnte durchaus einen Push bewirken, doch man benötigte erstmal den Anschlusstreffer. Die letzten fünf Minuten brachen an, doch in der 57. Spielminute nahm Ryan Leonard dank seines tollen Einsatzes wohl jegliche Hoffnung bei den Hausherren. Ein Empty Netter nur 38 Sekunden später von ihrem Kapitän Rutger McGroarty war der Deckel drauf. Am Ende wurde es noch giftig, die Emotionen entluden sich auf schwedischer Seite.
Letztlich gewann die USA verdient dank ihrer läuferischen Überlegenheit und der gelungenen Effektivität in der Torverwertung. Es war ihr sechster Titel. Für Schweden war es bereits die vierte Niederlage in einem Finale nacheinander. Das Trauma im eigenen Land geht weiter für die Skandinavier.
Bester Spieler bei Schweden war Noah Östlund, bei den USA wurde Isaac Howard geehrt.
Ins All-Star Team wurden gewählt: Hävelid, Lindstein, Hutson, Kulich, Lekkerimäki, Gauthier
MVP: Lekkerimäki
USA – Schweden 6:2 (1:0|2:2|3:0)
Tore:
1:0 |17.| Gabe Perreault (Smith, McGroarty)
1:1 |23.| Otto Stenberg (Havelid M., Pettersson)
2:1 |30.| Isaac Howard (Fortescue)
3:1 |35.| Isaac Howard (Brindley)
3:2 |40.| Jonathan Lekkerimäki (Sandin-Pellikka, Östlund) PP1
4:2 |42.| Zeev Buium (Smith, Perreault)
5:2 |57.| Ryan Leonard (Perreault)
6:2 |57.| Rudger McGroarty (Snuggerud) EN
Haupt-Schiedsrichter: Hebeisen (SUI) / Pearce (CAN)
Zuschauer: 11.512 (ausverkauft)
Bericht von: Hermann Graßl | Foto: imago-images