Spengler-Cup Finale 2024: Straubing Tigers chancenlos gegen Fribourg-Gottéron, das den ersten großen Titel holt
Das Finale im Spengler Cup 2024 bestritten das Überraschungsteam der Straubing Tigers und der HC Fribourg-Gottéron.
Für den Turnierdebütanten aus Niederbayern war dieser Finaleinzug das absolute Highlight zum Jahresabschluss 2024. Die Tigers waren seit 1999 die erste deutsche Mannschaft, die im Finale des prestigeträchtigen Turniers stand. Jetzt fehlte nur noch der Sieg als sprichwörtliche Kirsche auf der Sahne, um die Sektkorken am Abend so richtig knallen zu lassen. Headcoach Tom Pokel setzte erneut auf vier komplette Formationen und insbesondere Sandro Schönberger sollte als Einpeitscher und Motivator vorbildlich vorangehen. Der frühere beliebte ‚Capitano‘ gab die Devise aus, nochmals alles aus dem Tank herauszuholen, um Geschichte zu schreiben und am Ende den Pokal in die Höhe stemmen zu dürfen.
Mit dem HC Fribourg-Gottéron traf man auf einen ‚alten‘ Bekannten aus der Champions Hockey League, gegen den man sich durch den Einzug in die Overtime den entscheidenden Punkt zur Achtelfinalteilnahme sicherte. Heute gab es die Chance auf Revanche für die knappe Niederlage in der Gruppenphase der CHL. In drei weiteren Freundschaftsspielen zwischen den Jahren 2017 und 2023 gab es stets hauchdünne Schweizer Siege.
HC Fribourg-Gottéron dominiert dank Blitzstart
Es war alles angerichtet für ein würdiges Finale: es sollte eine stimmungsvolle Atmosphäre geben, denn nach der schmerzlichen Niederlage des Gastgebers HC Davos gegen den Ligakonkurrenten am Vorabend würden die Zuschauer sicherlich ihre Sympathie für den bisher überzeugenden Underdog aussprechen. Unfassbar, doch schon nach 27 Sekunden netzten die Schweizer zur schnellen Führung ein.
Torschütze war Jacob de la Rose. Nach nur 92 Sekunden erhöhte Fribourg-Gottéron sogar in Person von Jacob Lilja auf 0:2, was zur Auszeit der Tigers führte. Diese Maßnahme war von Erfolg gekrönt, denn unmittelbar danach verkürzte Tim Brunnhuber. Sandro Schönberger gab dabei einen wertvollen Assist. Der frühe Wahnsinn ging weiter, denn in der vierten Spielminute stellten die Schweizer durch Nathan Marchon den alten zwei Tore Vorsprung wieder her. Für die Zuschauer war dies beste Unterhaltung zur Mittagszeit.
Die Schweitzer waren über die Hälfte des Drittels klar spielbestimmend und kamen zu etlichen Kontern in numerischer Überzahl. In der elften Spielminute markierte der HC Fribourg-Gottéron den vierten Treffer durch Christoph Bertschy. Dies war nun ein dickes Brett, das die Straubing Tiger zu bohren hatten, auch vor dem Hintergrund der enormen Belastung in den letzten fünf Tagen. Die Schweizer demonstrierten eine extrem hohe Effizienz und lagen klar auf der Siegesstraße. Im zweiten Powerplay verbuchten die Tigers eine Top Chance, doch Keeper Reto Berra zeigte sein Können und Straubing lief einem drei Tore Rückstand hinterher.
Florian Mittermeier (Fanbeauftragter, SR Tigers): „Es ist zwar grad enttäuschend, aber es gibt noch 40 Minuten zu spielen. Es überwiegt der Stolz bei uns. Viele Fans sind extra noch nach Davos gefahren zur Unterstützung. Es gab Public Viewing in Straubing. Nach dem Halbfinale gab es eine richtige Völkerwandung, um das Feeling Spengler Cup zu genießen. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung aus Davos.“
Fribourg-Gottéron weiter tonangebend trotz Zimmermanns Treffer für die Straubing Tigers
Wie würden die Straubing Tigers in die Partie zurückkommen? Welches Rezept hatte Headcoach Tom Pokel im Köcher? Es musste unbedingt an der Präzision justiert und der Abwehrverbund verstärkt werden, um die brandgefährlichen Turnovers der Schweizer zu unterbinden. In den ersten Minuten knüpfte Fribourg-Gottéron an seine Dominanz des ersten Drittels nahtlos an und ließ die Straubing Tigers nicht zur Entfaltung gelangen. Nach vier Minuten verbuchte Mike Connolly eine gute Möglichkeit.
Bei angezeigter Strafe gegen die Tigers erhöhten die passsicheren Schweizer in der 25. Spielminute gar auf 1:5 durch T.J. Brennan. Mental wurde es nun für die Straubing Tigers sehr schwierig, hier noch eigene Akzente zu setzen. In der 25. Spielminute konnte Straubing durch Mario Zimmermann den zweiten Treffer bejubeln. War dies das Fanal zur Aufholjagd? Die Antwort lautete schnell Nein, denn Linden Vey machte in der 29. Spielminute das halbe Dutzend voll, wobei Florian Bugl, der für Zane McIntyre in die Partie kam, mehr als unglücklich aussah. Der HC Fribourg-Gottéron verzeichnete eine bemerkenswerte Effizienz bislang. Jeder dritte Schuss war bisher ein Treffer!
Einen besseren Zeitpunkt für diese herausragende Effektivität hätten sich die schnörkellos agierenden Schweizer nicht aussuchen können als für dieses Finale, denn auch sie hofften auf ihren ersten internationalen Titel in der Historie. Kaum zu glauben, doch der HC Fribourg-Gottéron traf dann auch zum siebten Mal in diesem einseitigen Match in Person von Andreas Borgman in der 36. Spielminute. Es war schon beeindruckend, wie stark die Schweizer dieses Finale bestritten.
Zimmermann: „Heute finden wir nicht so richtig ins Spiel, wir sind immer zu langsam, machen die Fehler, welche sie gnadenlos ausnutzten. Wir müssen Schritt für Schritt denken und schauen, was noch geht.“
Fribourg-Gottéron erstmaliger Cup-Sieger, Straubing Tigers schwinden die Kräfte
Nun galt es für die Straubing Tigers, das letzte Drittel bei diesem Spengler Cup soweit möglich in vollen Zügen zu genießen und sich mit einem soliden Schlussabschnitt zu verabschieden. Die Fans leisteten unermüdlich ihren gewohnten Support und feierten ihre Akteure auf dem Eis, obwohl die Zeichen klar auf deftiger Klatsche standen. Es hat einfach nicht sein sollen, es fehlte nach dem denkbar schlechten Start die nötige Energie und Kraft, in diesem Endspiel noch was entgegenzusetzen gegen einen in allen Belangen überlegenen Kontrahenten.
Das dritte Powerplay gestalteten die Straubing Tigers recht ansehnlich, ohne sich dafür zu belohnen mit einer weiteren Ergebniskosmetik. Der HC Fribourg-Gottéron war über die gesamte Spielzeit handlungsschneller, scheibensicherer und krönte sich hochverdient zum dritten Schweizer Sieger hintereinander beim Spengler Cup. Immerhin kassierten die Straubing Tigers keinen weiteren Treffer mehr.
Josh Samanski wurde als bester Spieler bei den Straubing Tigers geehrt, bei Fribourg-Gottéron wurde Christoph Bertschy ausgezeichnet.
Eine weitere fantastische Auszeichnung war die Wahl von zwei Akteuren der Straubing Tigers in das All Star Team 2024: Zane McIntyre und Marcel Brandt wurden hier für das Line Up nominiert. Diese Ehrung komplettierte die Einladung zum Spengler-Cup. Chapeau!
Der Rekordspieler der Straubing Tigers mit mehr als 700 Spielen, Sandro Schönberger, durfte sich als Gastspieler dieses ältesten Turniers der Welt zu ganz großen Namen des Welteishockeys dazugesellen wie: Slawa Bykow, Andrei Chomutow oder Patrick Kane. Die Teilnahme an diesem Turnier mit Kultstatus war für ihn eine tiefe Wertschätzung und Anerkennung seitens der Tigers Organisation. Sein Scorerpunkt im Finale war das sportliche Sahnehäubchen für ihn.
Schönberger: „Es ist grad noch schwer zu realisieren, aber wir wollten gewinnen. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Der Start war denkbar unglücklich. Wir haben uns nicht erträumt, hier im Finale zu stehen. Wir lassen es sacken und werden heute Abend entsprechend feiern. Diese Atmosphäre hier in Davos ist einfach magisch, das werde ich niemals vergessen.“
Die Straubing Tigers nahmen die Silbermedaillen trotz Enttäuschung mit Stolz entgegen. Fünf Matches in fünf Tagen auf dieser Höhe ließen am Ende die Kräfte schwinden, was nicht verwunderlich war.
Fünf Spiele in fünf Tagen: das hat es beim traditionellen Spengler Cup noch nie gegeben, allein diese famose Leistung geht in die Geschichtsbücher ein und verdeutlicht, zu welcher Energieleistung die Straubing Tigers in der Lage waren!
Trotz der Finalniederlage erwies sich die Einladung zum diesjährigen Spengler Cup als voller Erfolg, denn die Straubing Tigers waren definitiv eine tolle Bereicherung für dieses Turnier mit ihren spektakulären Fans. Ganz Straubing konnte mächtig stolz auf die Mannschaft sein, welche von Marcel Brandt anfangs als die Gallier tituliert wurden. In ewiger Erinnerung wird der grandiose Sieg gegen das Team Kanada bleiben und der beherzte Auftritt gegen Pardubice mit einem überragenden Schlussabschnitt.
Straubing Tigers – HC Fribourg-Gottéron 2:7 (1:4|1:3|0:0)
Tore:
0:1 |01.| Jacob de la Rose (Sörensen)
0:2 |02.| Jacob Lija (Bertschy)
1:2 |02.| Tim Brunnhuber (Schönberger, McKenzie)
1:3 |04.| Nathan Marchon (Kristof, Audette)
1:4 |10.| Christoph Bertschy (Jecker, Lilja)
1:5 |25.| T.J.Brennan (Wallmark, Sörensen)
2:5 |28.| Mario Zimmermann (Leier, Brunnhuber)
2:6 |29.| Linden Vey (Lilja, Bertschy)
2:7 |36.| Andreas Borgman (Kristof)
Haupt-Schiedsrichter: Ondracek (CZE) / Kaukokari (FIN)
Zuschauer: 6.300 (ausverkauft)
Bericht von: Hermann Graßl | Foto: City-Press