Spengler-Cup 2024: Straubing Tigers schlagen sensationell Kanada und ziehen ins Finale ein

30.Dezember 2024International

Im Halbfinale des traditionellen Spengler Cups kam es zum zweiten Duell zwischen Team Kanada und den Straubing Tigers.

Wann hatte es so etwas schon mal gegeben? Die Straubing Tigers durften binnen drei Tagen zum zweiten Mal gegen das favorisierte Team Kanada antreten. Für die Tigers Fans und vor allem der Gallionsfigur Sandro Schönberger ging ein weiterer Traum in Erfüllung. Mehr weihnachtliche Festtagsstimmung zum Jahresende geht gar nicht! Die Veranstalter des Turniers waren vom bisherigen Auftritt des Neulings und Underdogs sowie seinen außergewöhnlichen, reisefreudigen und stimmgewaltigen Fans sehr angetan.

Tim Brunnhuber brachte es nach dem Match gegen Pardubice treffend auf den Punkt, als er sagte, dass seine Tigers immer noch hungrig und top fit seien, um noch mehr Historisches in diesem Turnier zu leisten. Man wisse nun, wie man gegen so eine kanadische Mannschaft spielen müsse. Beim ersten Aufeinandertreffen funktionierte das Powerplay hervorragend, welches auch in dieser Partie gefragt war. Selbst von der Kühlbox fernbleiben, zu Beginn eines jeden Spielabschnitts hellwach zu sein und bei fünf gegen fünf die Nadelstiche setzen, so lautete die Devise.

Headcoach Tom Pokel spielte heute ‚mit voller Kapelle in der Kathedrale‘ und platzierte die Straubinger Legende Sandro Schönberger in die vierte Reihe zusammen mit Tim Brunnhuber und Skyler McKenzie. Michael Clarke und Marcel Müller standen nicht im Line-Up.

Leier verzückt früh die Fans der Straubing Tigers – unglücklicher Ausgleich

Team Canada hatte zwar den Vorteil, ausgeruht in diese Partie zu gehen, doch der Energielevel bei den Straubing Tigers schien immer noch recht hoch zu sein trotz der enormen Dauerbelastung in den letzten drei Tagen. Konnte Straubing auf ihrer Erfolgswelle weiter surfen oder mussten sie dem hohen Favoriten Tribut zollen? Die Anfangsminuten gehörten den Kanadiern, die sofort zielstrebig nach vorne agierten.

Wie sich die Story wiederholt: wieder im ersten Powerplay netzten die Straubing Tigers in Person von Taylor Leier in der 4. Spielminute ein, der ganz clever die Scheibe hinter dem Tor an den Rücken des kanadischen Goalie schoss; von dort aus flog sie dann ins Gehäuse.: ‘smart cookie’ würde der Kanadier trefflich sagen zu dieser genialen Aktion!  Dann befand sich Team Kanada in der ersten Überzahlsituation, doch das Penalty Killing der Tigers erwies sich als hervorragend dank eines guten Box Plays. In der 9. Spielminute gelang Kanada der Ausgleich durch ihren Top Stürmer Daniel Carr, wobei die Scheibe im Ping-Pong Modus mehr als unglücklich hinter die Linie trudelte.

Straubings Goalie Zane McIntyre packte dann einen sehenswerten Monster Save aus und verhinderte die gegnerische Führung. Die Begegnung wurde auf höchstem Niveau geführt, sehr attraktiv für die Zuschauer, die voll auf ihre Kosten kamen. Team Kanada war zwar optisch überlegen, doch die Straubing Tigers legten den Fokus ganz klar auf Disziplin und Teamgeist. Highlight im ersten Abschnitt war definitiv die grandiose Parade des Tigers Keepers Zane McIntyre, die alles Bisherige in den Schatten stellte.

Carr mit Doppelpack, Lipon egalisiert für Straubing Tigers

Zu Beginn des Mittelabschnitt mussten die Straubing Tigers noch ihre erste numerische Unterlegenheit überstehen, was sie dann auch schafften. Goalie Zane McIntyre parierte erneut gegen einen kanadischen Stürmer. Auf der Gegenseite konnten Skyler McKenzie den Keeper der Ahornblätter überwinden. Die ersten Minuten hielt sich Straubing schadlos, sah sich dann aber dem dritten kanadischen Powerplay gegenüber: leider mussten die Tigers 10 Sekunden vor Ablauf der Strafe den zweiten Gegentreffer hinnehmen, obwohl Zane McIntyre wieder alles aufbot. Der Druck wurde schlichtweg zu hoch für die sich tapfer wehrenden Tigers. Torschütze war erneut Daniel Carr in der 26. Spielminute.

Dann verpasste es Straubing im Slot auf Remis zu stellen.  Die Straubing Tigers ließen nicht locker und hielten sich an ihren Game Plan, selbst proaktiv zu agieren und sich nicht das Spiel der Kanadier aufzwingen zu lassen. Sandro Schönberger fuhr auch seine Checks zu Ende und die Tigers kreierten weiter ihre Chancen. Und dieser Mut wurde in der 32. Spielminute nach einer Traumkombination mit einem Treffer von J.C. Lipon belohnt. Dieses Remis war hochverdient und auch in der Torschussstatistik lagen die Tigers nun vorne. Zane McIntyre erwies sich weiterhin als bärenstark und vermied jegliche Rebounds. Dann gab es wieder eine längere kanadische Druckphase und McIntyre parierte erneut in bravouröser Manier.

Gegen Ende des Drittels war Straubing mit einem Mann mehr auf dem Eis: Travis St. Denis hatte den Führungstreffer auf dem Schläger und mit 44 Sekunden wurde die Überzahl ins Schlussdrittel mitgenommen.

Straubing Tigers on Fire: Samanski überlistet den Goalie, Fleischer mit Empty Net Goal

Besser konnten die Voraussetzungen nicht sein für ein spannendes letztes Drittel: ausgeglichener Spielstand und eine Begegnung total auf Augenhöhe. Kanada hielt sich schadlos. Tim Fleischer hätte beinahe den kanadischen Goalie auf dem falschen Fuß erwischt. Dann gab es eine Strafe gegen den Kanadier McKenzie weil er den Straubinger McKenzie gefoult hatte, was in eine vierminütige Überzahl für die Tigers resultierte: Das war nun eine große Möglichkeit, die Partie in ihre Richtung zu lenken.

Das Außengestänge und mehrere Paraden von Colten Ellis rettete für die Kanadier, die kein Tor schlucken mussten. Dann gab es wieder die Josh Samanski Show, als er nach seinem Antritt die Scheibe abgefälscht über Colten Ellis hinweg lupfte. Die Opferbereitschaft der Straubing Tigers war bemerkenswert und aller Ehren wert. Jeder in der Davoser Eishalle kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und immer noch stand mit Zane McIntyre ein souveräner Keeper im Kasten der Tigers. Welch eine Chance für den freistehenden Mike Connolly, doch er verzog knapp. Die Tigers warfen alles in die Waagschale und die letzten drei Minuten standen an. Wann würde Kanada All in gehen und alles riskieren?

Unfassbar, welche Szenen sich nun in der Kathedrale abspielten! In der 58. Spielminute machte Tim Fleischer mit dem Empty Netter den Deckel drauf und die Fans flippten aus vor Freude und Begeisterung. Das war eine riesige Sensation beim Spengler Cup, dass die Tigers bei ihrem Debut gleich ins Endspiel einziehen. Hut ab! Was für ein Märchen auch für Sandro Schönberger, der sein Karriereende als Gastspieler bei den Tigers weiter verlängerte.

Als bester Spieler wurde beim Team Kanada Daniel Carr und bei den Straubing Tigers Goalie Zane McIntyre zum dritten Mal ausgezeichnet. Als beste drei Spieler wurden bei den Tigers Mike Connolly dank seiner drei Assists, Marcel Brandt und erneut Zane McIntyre geehrt.

McIntyre: „Es war ein tolles Spiel, wir haben unsere Chancen optimal umgesetzt, mein Save war riesig. Unsere Fans unterstützen uns toll, die Stadt Davos ist großartig, wir mussten uns erst an die Höhe hier gewöhnen. Wir genießen die Zeit hier sehr. Unsere Kanadier waren heute hochmotiviert. Die Jungs und die ganze Organisation sind hervorragend.“

Kanada – Straubing Tigers 2:4 (1:1|1:1|0:2)

Tore:

0:1 |04.| Taylor Leier (Connolly, St. Denis) PP1
1:1 |09.| Daniel Carr (White, Jooris)
2:1 |26.| Daniel Carr (Hazen, Hoefenmayer) PP1
2:2 |32.| J.C. Lipon (Connolly, Leonhardt)
2:3 |50.| Josh Samanski (Lipon, Connolly)
2:4 |59.| Tim Fleischer (Hede) EN

Haupt-Schiedsrichter: Hebeisen (SUI) / Ondracek (CZE)

Zuschauer: 6.300 (ausverkauft)

Bericht von: Hermann Graßl | Foto: City-Press

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