Philipp Grubauer / Ein Stanley Cup Champion aus Rosenheim
Am 13.8.2018 war ein besonderer Tag in Rosenheim, denn da brachte der Homeboy Philipp Grubauer die ultimative Eishockey-Trophäe in seine Heimat. Zuvor legte er einen langen Weg bis zu diesem Triumph zurück.
Nach seinen Anfängen in Rosenheim ging es für ihn im Alter von 17 Jahren über den großen Teich nach Nordamerika. Von seinem Wechsel in die kanadische Juniorenliga OHL versprach er sich natürlich eine bessere Entwicklung für seine Karriere und eventuell die Chance im NHL Draft dabei zu sein. Zuvor hatten ihn die Belleville Bulls im sogenannten CHL Import Draft an Position 25 gezogen. Zur damaligen Zeit war dieser Weg für viele deutsche Talente der einzig Richtige, da der Fokus der Scouts auf Europa und insbesondere die deutschen Ligen noch nicht so ausgeprägt war wie heutzutage.
Bis heute dankt er seinen Eltern, die seinen Weg gerade in dieser frühen Phase seiner Karriere immer gefördert und unterstütz haben. Für Grubauer zahlte sich der Weg aus. Nach einem großen Trade landete er bei den Windsor Spitfires, mit denen er sich den OHL Titel und sogar den Memorial Cup sichern konnte. Durch seine starke Playoff Performance sicherten sich die Washington Capitals im Draft 2010 in der vierten Runde die Rechte am deutschen Torwart. Doch bevor er richtig durchstarten konnte, warf ihn eine Krankheit zurück.
Im Februar 2011 kehrte Grubauer nach Deutschland zurück. Diagnose Pfeiffersches Drüsenfieber, eine mitunter langwierige Krankheit, die auch Karrieren ruinieren kann. 10kg leichter kehrte er aufs Eis zurück und musste sprichwörtlich ganz unten anfangen. Die Caps schickten ihn in deren Farmteam in der ECHL, den South Carolina Stingrays.
Philipp Grubauer dürfte es in dieser Phase egal gewesen sein, Hauptsache wieder Eishockey, wird er sich gedacht haben. Grubi, der immer wieder durch seine ruhige, besonnene Art auf und neben dem Eis auffällt, verlor auch hier nie die Nerven und arbeitete weiter an sich. Es gibt wenige Spieler, die in einer Saison in allen drei Profiligen in Nordamerika spielten. Grubauer ist einer von Ihnen. In der Saison 2012/13 spielt er in der ECHL, in der AHL und immerhin konnte er seine ersten beiden NHL-Einsätze feiern.
Eventuell war dies auch ein Zeichen seiner Caps, dass sie ihm weiter vertrauen und hinter ihm stehen. Trotzdem musste er sich zwei weitere Spielzeiten gedulden ehe er den Backup-Posten hinter Startorwart Holtby einnehmen konnte. Grubauer zwang seinen Kontrahenten im Tor immer Höchstleistungen zu zeigen, da auch er immer besser wurde. Ausgerechnet im StanleyCup-Jahr war es so weit, dass Grubauer ihm fast den Rang abgelaufen hätte und sogar als Starter in die Playoffs ging. Grubauer zeigte hier allerdings Nerven, so dass Coach Barry Trotz schnell wieder zu Holtby zurück schwenkte. Philipp wird es am Ende recht gewesen sein, ging am Schluss doch der große Traum in Erfüllung.
Stolz jubelten ihm seine Fans an jenem Montagnachmittag in Rosenheim zu. Eine große Bühne mit vielen Trikots seiner Karriere wurde aufgebaut, um seinen Triumph zu feiern. Wie sollte es nun weiter gehen? Bisher war er mehr oder weniger nur Backup. Da die Caps zu diesem Zeitpunkt Probleme hatten, die Gehaltsobergrenze einzuhalten, wurde Grubauer beim Draft 2018 zu den Colorado Avalanche getraded: Dort kämpfte er mit Varlamov um den Nummer-1- Job, welchen er zu den Playoffs ergatterte und in den folgenden Jahren nicht mehr aus der Hand gab. In diesen Jahren entwickelte er sich zu einem der besten Torhüter der Liga und landete bei der Wahl zum Torhüter des Jahres 2021 auf Platz drei hinter Fleury und dem Playoff MVP Vasilevski.
Sein Vertrag lief in dieser Saison aus und obwohl Colorado ein sehr talentiertes Team zusammengestellt hatte, entschloss sich Grubauer, zur Überraschung vieler, zum neu gegründeten Team den Seattle Kraken zu wechseln. In Seattle soll er das Rückgrat des neuen Teams werden. Den zweiten Platz beim Turnier nahm er jedoch gerne mit. Mit seiner schon recht großen Erfahrung, seiner Ruhe und Athletik, konnte er dies schon in seiner ersten Saison zeitweise unter Beweis stellen, wenngleich es insgesamt eine schwere erste Saison für das neue Team war.
Auf internationaler Bühne gehört Grubauer seit Jahren zum festen Inventar des DEB, sofern es die Situation zulässt. Schon in jungen Jahren spielte er regelmäßig in den U16, U17, U18 und U20 Mannschaften. Auch beim letzten Word Cup of Hockey 2016 stand er zumindest im Aufgebot des Team Europe, konnte hier jedoch kein Spiel absolvieren. Er war ein wichtiger Bestandteil der Olympiaqualifikation 2017, wo am Ende der Gewinn der Silbermedaille 2018 herauskam, bei der er leider nicht teilnehmen konnte.
Sein Debut bei einer A-Weltmeisterschaft feierte Philipp Grubauer im Jahr 2014. Weitere Teilnahmen folgten 2017, 2019 und 2022. Aktuell steht Grubauer zusammen mit Niederberger im Line-Up der aktuellen 87. IIHF-Weltmeisterschaft in Tschechien.
Mit seinen 32 Jahren dürfte Grubi noch einige gute Jahre vor sich haben und vielleicht steht am Ende noch einmal ein großer Triumph hervor. Seine bisher gezeigten Top-Leistungen in Ostrava lassen auf höhere Weihen durchaus hoffen und der erneute Viertelfinaleinzug scheint in greifbarer Weite zu sein.
Bericht von: Christian Diepold | Foto: Guntis Läzdans