IIHF 2024: Tre Kronor starten mit Sieg über die USA ins Turnier / Gastgeber Tschechien mit Extrapunkt gegen Finnland
Am ersten Abend er 87. IIHF-Weltmeisterschaft gab es in Prag das Duell zwischen Tschechien und Finnland, während in Ostrava sich Schweden und die USA gegenüberstanden. Tschechien wollte bei seiner Heim-WM unbedingt den schon lang anvisierten Titel ergattern, den das ganze Land so sehr herbeisehnt.
Mit ihrem neuen Headcoach Radim Rulik hinter der Bande und einem mit vielen NHL-Stars gespickten Kader sollte dieses Unterfangen gelingen. Zum Auftakt wartete mit Finnland ein harter Brocken, gegen den die Tschechen immer schon viele Schwierigkeiten hatten. Suomie erlebte bei der letzten Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr ein Debakel und musste sich bereits, ganz ungewohnt zu den Erfolgen zuvor, im Viertelfinale gegen den späteren Champion Kanada verabschieden.
Schweden vs. USA
In diesem Top Duell zweiter Hochkaräter und Favoriten für den WM-Titel begegneten sich beide hochklassig besetzten Teams auf Augenhöhe, was die Statistiken im ersten Drittel anging. Die Tre Kronor erwiesen sich jedoch als effektiver in ihrer Chancenverwertung, denn in der 9. Spielminute ging Schweden in Person von Ek-Joel Eriksson in Führung. Letztlich lautete die Torschussstatistik 12:7 zugunsten der Schweden, die aktiver unterwegs waren.
Auch den Mittelabschnitt gestalteten die Schweden ergebnistechnisch erfolgreich, denn in der 24. Spielminute erhöhte Lucas Reymond auf zwei zu null. Bei der Bully Quote lagen beide Mannschaften gleich auf und die Special Teams mussten auf beiden Seiten noch nichts ins Geschehen eingreifen. Bei den Torschüssen legte Schweden bislang im zweiten Drittel klar nach und dominierte.
Langsam kamen die USA besser in die Partie und holten bei den Torschüssen mächtig auf. Dieser Spielverlauf mündete dann auch folgerichtig in den Anschlusstreffer durch Zach Werenski in der 33. Spielminute. Tre Kronor blieb davon unbeeindruckt und stellte in der 37. Spielminute den alten Torabstand wieder her in Person von Marcus Johansson. Schweden hatte stets eine Antwort bereit und war auf einem guten Weg zum ersten Turniersieg.
Die USA blieben aber hartnäckig und verkürzten in der 44. Spielminute durch Brock Nelson erneut. Somit war für Spannung gesorgt und die US-Boys legten einen Zahn zu in ihren Bemühungen, was sich insbesondere in der Bully Quote ausdrückte, wo die Amerikaner klar in Front lagen.
Die USA riskierten viel und hatten kurz vor Schluss sogar ein Powerplay, doch Schweden gelang durch Victor Hedman ein Shorthander zur endgültigen Entscheidung 59 Sekunden vor der Schlusssirene. Ek-Joel Eriksson machte mit seinem Empty Netter sechs Sekunden vor dem Ende den Deckel drauf.
Tschechien vs. Finnland
Der WM-Gastgeber startete furios und dynamisch in das Match und die leidenschaftlichen Fans peitschten ihre Protagonisten nach vorne. Die Hausherren verbuchten die eine oder andere hochkarätige Chance, doch die kompakte finnische Defensive wirkte stabil. Man durfte gespannt sein, wann die heimischen Akteure am Gäste Bollwerk verzweifeln würden und ihre Leichtigkeit verloren gehen würde. Tomas Kundratek hatte eine Top Gelegenheit, als er um das Gehäuse von Sätari herumkurvte und knapp scheiterte unter den kritischen Augen der tschechischen Ikone und Gallionsfigur Jaromir Jagr. Tschechien war fast den gesamten ersten Abschnitt optisch überlegen und weitgehend tonangebend, doch auf der Anzeigetafel stand immer noch die Null. Mit diesem Zwischenstand konnte Suomie mehr als zufrieden sein.
Tschechien war auch im Mittelabschnitt das dominierende Team und hätte sich schon längst die Führung verdient gehabt. Doch die gewohnt starke Defensive der Finnen hielt bislang gut dagegen. Das Spielgeschehen spielte sich überwiegend in der finnischen Zone ab und Tschechien bekam nun sein erstes Powerplay zugesprochen. Dabei erwies sich der Oldie Roman Cervenka als Aktivposten und Antreiber, doch Zählbares sprang dabei nicht heraus. Tschechien drängte vehement auf den ersten Treffer, doch es sollte einfach nicht sein, auch weil Teufelskerl Sätari im finnischen Gehäuse einen Sahnetag erwischte. In der 39. Spielminute arbeitete Ondrej Palat die Scheibe zur hochverdienten tschechischen Führung ins Netz ganz zur Freude von Jagr. Noch zählte das Tor nicht, weil Finnland eine Coaches Challenge verlangte: letztlich wurde eine Torhüterbehinderung festgestellt und auf kein gutes Tor entschieden und auch nach zwei Dritteln blieb diese rasante Partie torlos.
Im Schlussabschnitt mussten die Tschechen erst mal eine Unterzahlsituation überstehen, um dann wieder den Vorwärtsgang einzuschalten. Geschwindigkeit und Physis blieben konstant auf einem sehr hohen Niveau, tolle Eishockeywerbung! Juhu Jaaska verbuchte eine große Möglichkeit, scheiterte aber am tschechischen Goalie Lukas Dostal. Es schien so als ob der nächste Treffer die Entscheidung bringen sollte. Es war ein Ritt auf der Rasierklinge, was das Zusammenspiel zwischen Defensive und Offensive nun anging. Die Hausherren waren näher dran, doch es ging in die Overtime.
Die Verlängerung mussten die Hausherren noch für eine Minute in Unterzahl beginnen, was eine gute Gelegenheit für Finnland war, die Partie zu entscheiden, doch Keeper Dostal verhinderte mit seiner Kufe Schlimmeres. Danach ging es munter hin und her, wobei Tschechien das Heft in die Hand nahm, aber immer am bärenstarken finnischen Goalie scheiterten.
Die ausverkaufte Halle durfte sich auf das Penaltyschießen freuen, in dem sich jeweils fünf Schützen im eins gegen eins messen durften: Kase traf für die Hausherren, die Finnen scheiterten vier Mal hintereinander und Oldie Roman Cervenka sorgte für den hochverdienten Extrapunkt.
Bericht von: Hermann Graßl | Foto: Citypress / Hänninen