MHL – die russische Schmiede junger fehlender Talente
Die MHL – oder anders gesagt die Molodjoschnaja Chokkeinaja Liga – ist die Schmiede junger russischer Nachwuchstalente im Alter zwischen 17 und 21 Jahren. Einige davon befinden sich mit ihren Teams Loko und SKA-1946 aktuell im Playoff-Finale im Kampf um den Charlamow-Pokal. Loko-Torhüter Sergei Murashov ist einer davon.
Im Playoff-Finale der höchsten russischen Nachwuchsliga MHL stehen sich Loko und SKA-1946 gegenüber. Loko ist die Elite Junioren-Mannschaft von Lokomotiv Jaroslawl und SKA-1946 diejenige von SKA St. Petersburg. Während das KHL-Team der Hafenstadt bereits ausgeschieden ist, hat Lokomotiv Jaroslawl fast gleichzeitig wie sein Juniorenteam die Chance, erstmals den Gagarin Cup zu gewinnen. Dafür müssten sie mindestens vier Spiele gegen den zweifachen KHL-Champion Metallurg Magnitogorsk für sich entscheiden. Für das eigene Nachwuchsteam Loko Jaroslawl könnte es der vierte Titel werden. Zuletzt holte man sich den bei der Gründung der Liga zur Saison 2009/10 nach dem sowjetischen Eishockeyspieler Waleri Charlamow benannten Charlamow-Pokal in der Saison 2018/19 in sieben Finalspielen.
Einen ersten Sieg legte Loko Jaroslawl vergangenen Mittwoch mit einem deutlichen 6:3 vor. In der Partie am Freitagabend war das Spiel und Resultat enger. Bis vor dem zweiten Finalspiel wies Loko-Goalie Sergei Murashov in 15 Playoff-Partien (inkl. Achtelfinalrunde) eine Fangquote von starken 93.5 Prozent aus. Längst haben sich die Pittsburgh Penguins die NHL-Rechte des 20-jährigen gesichert. Auch in der ersten Hälfte des zweiten Finalspiels sah es für ihn gut aus, ehe Daniil Lazutin im Powerplay auf 2:1 herankam. Er war es dann auch, der im Schlussdrittel erneut eine Überzahl für SKA nutzte und einen Schuss von der blauen Linie von Arseni Koromyslov, dessen NHL-Rechte die St. Louis Blues innehaben, unhaltbar ablenkte. 39 Sekunden vor der Verlängerung gelang Lazutin mit seinem Siegtreffer ein Hattrick. Die Serie wurde mit dem 2:3-Auswärtssieg von SKA-1946 ausgeglichen. Weiter geht es am Sonntagnachmittag in Sankt Petersburg.
Die beiden Goalies und Hattrick-Schütze Daniil Lazutin sind nur drei von unzähligen jungen Talenten in Russland, die auf der internationalen Eishockey-Bühne seit mehr als zwei Jahren fehlen. So wird Russland auch in diesem Jahr aufgrund der weltpolitischen Lage bereits zum dritten Mal nicht an der IIHF U18-Weltmeisterschaft dabei sein. Aus sportlicher Sicht fehlen die russischen Nachwuchstalente allemal. Sie können sich international nicht gegen Top-Teams wie Kanada, USA, Schweden oder Finnland messen.
Stattdessen müssen sie sich mit Spielen gegen Belarus, China oder Kasachstan begnügen. Um dem deutlichen Klassenunterschied entgegen zu wirken, tragen oftmals auch Russen gegen Russen Testspiele aus. Wobei sich in diesem Zusammenhang das Spielsystem voneinander kaum unterscheidet. Eine nachhaltige Lösung zur Reintegration der Russen in die Top-Divisionen des IIHF ist derzeit nicht in Sicht. Die Frage ist, wie lange sich der IIHF rein sportlich gesehen das noch leisten kann.
Bericht von: Roman Badertscher | Fotos: MHL