U20 WM : Wahnsinn! Deutschland triumphiert über Finnland – Slowakei besiegt Schweiz zu Null
In der Gruppe A der diesjährigen U-20 Weltmeisterschaft im Scandinavium zu Göteborg empfing die deutsche Auswahl das Team aus Finnland. Die Finnen mussten sich in ihrem Auftaktspiel den starken Kanadiern beugen. Suomi ergatterte bereits fünf Mal Gold bei der U20-WM. Die deutsche Auswahl mit Headcoach Tobias Abstreiter bekam es zum Auftakt gleich mit den gewohnt starken Finnen zu tun.
Das Ziel seiner Mannschaft war ganz klar primär der Klassenerhalt und vielleicht der erneute Einzug ins Viertelfinale, in dem Deutschland bei der letztjährigen WM gegen den heutigen Kontrahenten den Kürzeren zog. Beim deutschen Team blickte man u.a. auf Luca Hauf, der aktuell in Nordamerika bei Seattle Thunderbirds wertvolle Erfahrung sammelt ebenso wie auf Julian Lutz, der bei den Green Bay Gamblers in der USHL derzeit seine Meriten verdient.
Im Mittagsspiel bekam es die Slowakei mit der Schweiz zu tun.
Traumstart für die DEB-Auswahl, die toll agiert
Julian Lutz verbuchte die erste dicke Gelegenheit, scheiterte aber am finnischen Goalie. Die DEB-Auswahl startete furios in diese Begegnung. Deutschland zeigte von Beginn an eine beherzte Partie, während die Finnen sich erst noch finden mussten und den deutschen Keeper Philipp Dietl noch nicht nennenswert prüfen konnten. Nach knapp sechs Minuten ging Deutschland dank des hartnäckigen Rebounds von Veit Oswald folgerichtig in Führung. Läuferisch hielt das deutsche Team hervorragend mit, das im Verbund viele Schüsse vor dem eigenen Gehäuse gut blockte. Das Torschussverhältnis sprach bislang klar für Deutschland. Nichtsdestotrotz glich Suomi in der 9. Spielminute durch Tommi Mannisto aus, der ein Solo großartig und unhaltbar für Dietl abschloss. Die finnische Effektivität war sehenswert. Das erste deutsche Powerplay machte einen guten Eindruck und auch sonst präsentierte sich die Mannschaft um Headcoach Tobias Abstreiter als kompakte Einheit.
Das zweite Powerplay wurde ebenfalls hervorragend aufgezogen, die Scheibe lief flüssig durch die eigenen Reihen, nur belohnte man sich wieder nicht für die gute Performance. Finnland war stets dann gefährlich, wenn sich ihren Stürmern der nötige Raum bot zum Kombinationsspiel. Philipp Dietl war dann mit einem starken Save gefragt; kurze Zeit später musste er eine neue Kufe am rechten Schlittschuh anbringen, nachdem er eine weitere Parade auspackte und am Pfosten hängenblieb. Alles in allem war das Remis nach dem ersten Abschnitt mehr als verdient, was sich ganz deutlich bei der Torschussstatistik zugunsten Deutschlands widerspiegelte.
Vier wilde Minuten, DEB-Team lässt aufhorchen
Die erste Top Chance hatte erneut das deutsche Team, doch am Ende war das Gestänge dem zweiten Treffer im Weg. Den markierte indes Suomi in der 22. Spielminute in Person von Kasper Halttunen. Die Freude währte jedoch nicht lange, denn Niklas Hübner markierte nur 45 Sekunden später den Ausgleich. Nun fielen die Tore im Minutentakt, denn in der 24. Spielminute netzte Samu Bau etwas glücklich zur erneuten finnischen Führung ein. Die DEB-Auswahl blieb unbeeindruckt und verbuchte eine weitere tolle Gelegenheit. Es war weiterhin eine rasante Partie, in der Keeper Philipp Dietl einen zuverlässigen Rückhalt bot. Die Finnen ließen nun den Puck weitaus besser laufen, doch das deutsche Team hielt den Gegner weitgehend außen.
Nach der längeren finnischen Drangphase verbuchte Eric Hördler eine dicke Möglichkeit. Headcoach Tobi Abstreiter forcierte seine ersten drei Reihen angesichts der durchaus realistischen Chance, in diesem Match wertvolle Punkte zu holen. Roman Kechter sorgte in der 34. Spielminute für den Ausgleich und nur knapp 90 Sekunden später erzielte Veit Oswald seinen zweiten Treffer. Zum Ende des Drittels gab es nochmal Hektik, als anstelle eines angezeigten Penaltys doch nur eine kleine Strafe gegen Deutschland erteilt wurde.
Deutschland hält Sieg fest
Wie würde Finnland im Schlussabschnitt auf diesen Rückstand reagieren? Schnupperte das DEB-Team tatsächlich an einer Sensation? Gleich anfangs des letzten Drittels erspielte sich die 2. Reihe um Roman Kechter und Julian Lutz eine tolle Chance. Bislang kam dank der deutschen Defensivarbeit der finnische Star Helenius nicht zur Geltung. Goalie Philipp Dietl glänzte weiterhin mit tollen Paraden und war nun gefordert gegen aggressivere Finnen, die vehement auf den Ausgleich drängten.
Dietl, der zwar nicht die üblichen Gardemaße aufwies, hielt alles, was auf ihn zukam und bügelte die wenigen Unsicherheiten seiner Vorderleute souverän und cool aus. Beim Schussverhältnis hatte Finnland mittlerweile die Nase weit vorn. Im Powerplay gute fünf Minuten vor der Sirene gab es mehrfach die Gelegenheit zum Abschluss. So lief die Uhr ideal für die DEB-Auswahl herunter. Die letzten beiden Minuten musste Deutschland in Unterzahl bestreiten, eine sehr brenzlige Konstellation. Dietl rettete erneut bravourös und hielt den Sieg am Ende fest. Chapeau für eine grandiose Mannschaftsleitung!
Fazit: Die deutsche Mannschaft stiehlt den Finnen die ersten drei Punkte zum Auftakt der U20-WM in Schweden. Das Team um Headcoach Tobias Abstreiter demonstrierte ein hervorragendes Match gegen die hochgehandelten Finnen und sicherte sich sehr wertvolle Zähler in der Gruppe A. Der Traum vom Viertelfinale rückte dadurch näher. Als bester Spieler wurde bei Finnland Samu Bau und bei Deutschland Goalie Philipp Dietl geehrt.
Stimmen zum Auftaktsieg gegen Finnland
U20-Bundestrainer Tobias Abstreiter: „Der Einsatz, die Laufbereitschaft und der unbedingte Wille, für das Team alles zu geben hat mir besonders gut gefallen. Wir haben heute gegen die Finnen gesehen, was möglich ist, wenn wir an uns glauben. Wir werden jetzt so gut wie möglich regenerieren, um morgen gegen die Schweden wieder mit der gleichen Einstellung wie heute in die Partie zu gehen.“
Stürmer Veit Oswald: „Wir sind heute alle stolz auf unsere Leistung, denn wir haben die einfachen Sachen heute richtig gemacht und darauf kommt es an. Drei Punkte gegen Finnland zum Auftakt sind einfach der Wahnsinn für uns. Wir genießen das jetzt für einen Moment und bereiten uns dann aber direkt auf morgen vor.“
Finnland – Deutschland 3:4 (1:1|2:3|0:0)
Tore:
0:1 |06.| Veit Oswald (Hördler)
1:1 |09.| Tommi Mannisto (Bau)
2:1 |22.| Kasper Halttunen
2:2 |23.| Niklas Hübner (Bicker)
3:2 |24.| Samu Bau (Hemming)
3:3 |34.| Roman Kechter (Elias)
3:4 |35.| Veit Oswald (Hauf, Hördler)
Haupt-Schiedsrichter: Hebeisen (SUI) / Young (USA)
Zuschauer: 5.077
Die Schweizer rannten lange einem Rückstand hinterher, scheiterten aber immer wieder am überragenden Adam Gajan. Schlussendlich gewann die Slowakei das Spiel mit zwei Empty-Net-Treffern mit 3:0.
Die Schweiz hatte einen guten Start in ihr erstes Spiel an dieser U20-WM. Es war von Beginn weg ein Spiel auf Augenhöhe. Nach fünf Minuten kamen die Schweizer auch gleich zu ihrem ersten Powerplay, welches aufgrund der gut organisierten Defensive der Slowakei aber ungenutzt blieb. Kurz nach Ablauf der Strafe nutzte die Slowakei einen Fehler an der blauen Linie der Schweizer Zone aus. Peter Repcik prüfte Alessio Beglieri. Der angerannte Samuel Honzek beförderte den Puck schliesslich ins offene Tor. Trotz einer deutlichen Überlegenheit in den Abschlüssen aufs Tor (14:6 für die Schweiz) lag das Team von Marcel Jenni zur Pause mit 0:1 zurück.
Wegen einem Beinstellen musste Martin Misiak zu Beginn des Mittelabschnitts die dritte Strafzeit absitzen. Doch nicht die Schweizer kamen zu Torgefahr, sondern Honzek, der nur mit einem Halten durch Rico Gredig gebremst werden konnte. Es gab einen Penalty, den Beglieri entschärfte und die Schweiz damit im Spiel hielt. Dann wurden auch die Schweizer offensiv gefährlicher und prüften Adam Gajan gleich mehrmals. Auch in der Schlussphase des Mittelabschnitts drückten die Eisgenossen auf den Ausgleich, allerdings stand immer ein Adam Gajan dazwischen.
Auch zu Beginn des Schlussabschnitts musste ein Slowake auf die Strafbank. Das Schweizer Powerplay war bisher nicht von Erfolg gekrönt. Bei dieser Überzahl konnten sich die Slowaken erneut bei ihrem Torhüter bedanken. Beinahe hätte Gregory Weber nach einem Zuspiel in den Slot von Thierry Schild das 1:1 erzielt. Gajan schnappte sich den Puck mit der Fanghand. Die Schweizer waren weiterhin nahe am Ausgleich. So auch Rico Gredig, der im Solo gegen den slowakischen Schlussmann unterlag. Marcel Jenni nahm zwei Minuten vor Schluss Beglieri vom Eis. Peter Repcik und Servac Petrovsky wenig später trafen zur endgültigen Entscheidung ins verlassene Tor.
Bericht von: Hermann Grassl & Roman Badertscher | Foto: Imago