Nerventhriller findet erst spät einen Sieger
Entweder sind es knappe Spiele oder sehr deutliche Partien zwischen den Nürnberg Ice Tigers und dem amtierenden Deutschen Meister. Die erste Begegnung dieser Spielzeit gewannen die Eisbären problemlos mit 6:2 auf heimischem Eis.
Beim zweiten Aufeinandertreffen hatten die Ice Tigers eine Minute vor Schluss noch mit 2:1 geführt. Erst 52 Sekunden, bevor die Sirene ertönte, schoss Leo Pföderl die Hauptstädter in die Overtime, in der Manuel Wiederer mit seinem Treffer den Zusatzpunkt in den Bus mit nach Berlin nehmen konnte.
Die Eisbären können mit einem Sieg wieder den Platz an der Sonne erklimmen. Die Ice Tigers hingegen können einige Plätze gutmachen und mit einem glatten Sieg kurz- oder langfristig auf Platz sieben in der Tabelle springen – drei Punkte sind also Pflicht für beide.
Berlin nach Sieg in Nürnberg Spitzenreiter – Ty Ronning punktet vierfach!
Munteres Hin und Her
Gleich brandgefährlich starteten die Gastgeber aus Franken: Jeremy McKenna ließ Konstantin Geibel stehen und legte quer auf den mitgelaufenen Will Graber, der das Tor bei einem Eins-gegen-null nur um Haaresbreite verfehlte.
Schon nach knapp einer Minute musste Eisbären-Stürmer Lean Bergmann wegen Hakens auf das Sünderbänkchen – das beste Überzahlteam der Liga machte sich zum ersten Mal bereit. Doch die Eisbären, sich der Qualität des Nürnberger Powerplays bewusst, spielten die zwei Minuten sehr konsequent und fehlerfrei herunter.
Kaum war das Nürnberger Powerplay vorbei, da machte sich Ty Ronning auf die Reise: Er spielte sich durch die gesamte Nürnberger Hintermannschaft und konnte von Cody Haiskanen nur noch mit einem unfairen Stockeinsatz gestoppt werden. Die Folge: Penaltyschuss für die Eisbären! Der Gefoulte trat selbst an und überwand Niklas Treutle im Ice-Tigers-Tor mit einem starken Handgelenkschuss über den Schoner zum 1:0 für den Deutschen Meister.
Wie reagierte die Mannschaft von Mitch O’Keefe darauf? Natürlich unbeschwert – und mit einem eigenen Treffer! Charlie Gerard eroberte die Scheibe an der gegnerischen blauen Linie, während die Eisbären versuchten aufzubauen. Der pfeilschnelle Gerard erkannte die Situation und spielte quer auf Cole Maier, der den Puck nur noch über die Linie hinter Jake Hildebrand drücken musste – 1:1.
Doch auch die Eisbären ließen sich vom Nürnberger Ausgleich nicht beeindrucken und konterten in der 17. Spielminute: Mittelstürmer Gabriel Fontaine gewann das Anspiel vor Niklas Treutle. Der Puck kam über Umwege zum Briten Liam Kirk, der mit einem schön platzierten, verdeckten Abschluss über die Schoner des Nürnberger Goalies die Berliner erneut mit 2:1 in Führung schoss.
Viel Überzahl für Nürnberg
Mit einer Schrecksekunde startete der zweite Spielabschnitt: Nürnbergs Samuel Dove-McFalls, an der Bande stehend, bekam einen harten Check von hinten von Yannick Veilleux und blieb zunächst auf dem Eis liegen. Zum Glück konnte er kurze Zeit später wieder ins Spielgeschehen eingreifen. Veilleux hingegen kam sehr glimpflich mit nur zwei Strafminuten davon. Und es kam noch schwieriger für die Eisbären: Kurze Zeit später musste Blaine Byron wegen Beinstellens ebenfalls auf die Strafbank, genauso wie Kai Wissmann wegen hohen Stocks. Zusammengefasst: Viel Zeit im Fünf-gegen-drei für die Franken. Doch hier zeigten die Eisbären ihre ganze Erfahrung und ihren Kampfgeist – selbst diese endlos lange Unterzahlsequenz überstanden sie ohne Gegentreffer.
Man merkte den Hauptstädtern sofort die neu gewonnene Energie aus dieser Unterzahlsituation an: Sie ließen Nürnberg kaum noch gefährlich aufs eigene Tor schießen und erspielten sich selbst einige gute Chancen, um das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. Die Franken hingegen wirkten angeschlagen und haderten mit der ungenutzten Riesenchance.
Kurz vor dem Drittelende dann erneut Überzahl für die Ice Tigers – klappt es diesmal? Schnelle Antwort: Ja, irgendwann musste er ja reinfallen. Nürnberg machte erneut großen Druck auf das Berliner Gehäuse, ein wenig Unordnung entstand, und Cole Maier brachte die Scheibe mit der Rückhand aufs Tor. Mit etwas Glück trudelte der Puck hinter Jake Hildebrand zum 2:2 in die Maschen.
Kurz vor der zweiten und letzten Pausensirene hatten die Eisbären noch einmal eine Mega-Chance: Leo Pföderl brachte die Scheibe gefährlich vors Tor, doch der einschussbereite Ty Ronning scheiterte am stark aufgelegten Niklas Treutle.
Berlin macht alles klar
Berlin bekam den Penalty im ersten Drittel, und nun war Nürnberg an der Reihe. Auch hier trat der Gefoulte selbst an. Der einzige Unterschied: Es gab keinen Treffer. Roman Kechter versuchte, Jake Hildebrand auszutanzen, löffelte das Spielgerät jedoch im letzten Moment am Tor vorbei.
Auf der anderen Seite machte es Zach Boychuk besser: Ty Ronning bediente ihn mit einem Sahnepass, und alleine vor Treutle überwand er ihn mit einem trockenen Schuss über die Stockhand zur erneuten Führung für die Eisbären.
Es entwickelte sich ein echter Eishockey-Thriller in der Arena Nürnberger Versicherung: Berlin wollte das Spiel entscheiden, während Nürnberg auf den mittlerweile verdienten Ausgleich drängte. Sieben Minuten waren noch zu spielen, als Josef Eham die Scheibe vor Jake Hildebrand eroberte und mit der Rückhand abschloss. Hildebrand war bereits geschlagen, doch der Pfosten machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
Kurz vor Schluss bekamen die Eisbären Berlin noch einmal die Chance in Überzahl – und nutzten sie mit Erfolg. Der Ex-Nürnberger Leo Pföderl erhielt den Puck mittig vor dem Tor im Slot auf die Kelle und überwand Niklas Treutle mit einem präzisen Schuss zum 4:2 für Berlin.
Nur eine Minute später fiel die endgültige Entscheidung: Ty Ronning bekam seinen eigenen Nachschuss auf das Schlägerblatt und ließ Niklas Treutle beim Gegentreffer durch die Schoner alt aussehen – 5:2 Berlin.
Die Eisbären Berlin sind nach einem verdienten Sieg in Nürnberg wieder Spitzenreiter der Penny DEL. Dank einer soliden Defensivleistung und einer sehr effektiven Schussstatistik sicherten sie sich am Ende drei verdiente Punkte.
Die Ice Tigers hingegen hatten ausreichend Chancen, um selbst drei Punkte im Heimspiel mitzunehmen, wurden jedoch erneut vom stark aufgelegten Jake Hildebrand in die Schranken gewiesen. Auch das eigentlich so starke Überzahlspiel funktionierte heute nicht wie gewohnt. Zudem kassierten die Franken zu einfache Gegentreffer – zumindest die Hälfte davon wäre aus ihrer Sicht vermeidbar gewesen.
Nürnberg Ice Tigers – Eisbären Berlin 2:5
Tore:
0:1 (Penalty)|5.|Ty Ronning1:1|8.|Cole Maier (Charlie Gerard)
1:2|17.|Liam Kirk (Gabriel Fontain)
2:2|38.|Cole Maier (Evan Barratt, Jeremy McKenna)
2:3|43.|Zach Boychuck (Ty Ronning, Leo Pföderl)
2:4|55.|Leo Pföderl (Ty Ronning, Liam Kirk)
2:5|56.|Ty Ronning
Zuschauer:7672
Stimmen:
Bericht von: Luca Schindler | Foto: Ralf Schmitt