Nervenkrimi gegen Köln geht an die Nürnberg Ice Tigers
Die zweite Hälfte in der PENNY DEL steht den 14 Teams bevor, und schon am Donnerstagabend durften die Nürnberg Ice Tigers Gastgeber für die Kölner Haie sein. Beide Mannschaften trafen im Saisonverlauf bereits zweimal aufeinander. Nach diesen zwei Spielen steht es 1:1 in der imaginären Serie. Das erste Gastspiel konnten die Franken nach einem Nervenkrimi mit 6:5 nach Overtime für sich entscheiden. Spiel zwei ging, ebenfalls in Köln, mit 4:2 zugunsten der Domstädter aus. Die Bedeutung der Partie wird erst so richtig deutlich, wenn man einen Blick auf die Tabelle wirft: Die Gäste aus Köln verwalten ihr Punktekonto im Moment auf dem letzten direkten Playoff-Platz, Platz sechs, und könnten sich mit einem Sieg an der Noris weiter absetzen. Nürnberg hingegen hat, wie es aussieht, verlernt, wie man drei Punkte einfährt, und rangiert deshalb auf Platz zehn. Jedoch keinesfalls im negativen Sinne – die Mannschaft von Mitch O’Keefe findet immer Wege, sich wichtige Zusatzpunkte auch in der Overtime zu sichern. Viel Tempo und ein taktisches Herangehen waren für beide Mannschaften der Gameplan, um wichtige Zähler im Kampf um die Playoffs einzuheimsen.
Nürnberg gewinnt wieder in Overtime – Ausgleich fällt eine Minute vor Schluss!
Etliche Chancen – Köln konsequenter
Das Spiel startete gleich furios: Gerade einmal 27 Sekunden sind gespielt, da werden die Ice Tigers schon gefährlich vor dem Tor der Haie. Charlie Gerard spielt hinter dem Tor einen scharfen Pass auf den freistehenden Owen Headrick. Der hat Platz, um noch ein paar Schritte zu gehen, bringt seinen Abschluss jedoch zu unplatziert auf Mirko Pantkowski. Auch die Haie melden sich gleich zu Wort: Nach einem gefährlichen Schuss von der blauen Linie eilt Leon Hungerecker zu weit aus seinem Tor. Louis-Marc Aubry springt die Scheibe perfekt auf den Schläger, trifft jedoch aus der Drehung das verwaiste Tor nicht.
Wenig später sollte es dann aber das erste Mal klingeln – und zwar im Netz der Domstädter. Marcus Weber zieht einfach mal von der blauen Linie ab. Pantkowski muss prallen lassen und gibt Youngster Lukas Ribarik die Chance, nachzustochern und die Scheibe auf den heraneilenden Roman Kechter weiterzuleiten. Der hat dann leichtes Spiel und drückt die Scheibe zur 1:0-Führung für die Nürnberger über die Linie.
Ein paar Minuten dauerte es, ehe die Kölner Haie das erste Mal auf der Anzeigetafel erscheinen. Nürnberg hat in dieser Phase eigentlich alles im Griff und war dem 2:0 näher als die Kölner dem Ausgleich. Doch dann kommt die Scheibe über Top-Neuzugang Josh Currie zu Adam Almquist an die blaue Linie. Almquist zieht per trockenem Handgelenkschuss ab und jagt das Ding Leon Hungerecker unhaltbar über die Schulter ins Kreuzeck.
Ab diesem Zeitpunkt geht es drunter und drüber in der Arena Nürnberger Versicherung. Beide Teams spielten sich mit enormem Tempo und konsequentem Zweikampfverhalten etliche Chancen heraus, um das Ergebnis weiter in die Höhe zu schrauben.
Die nächsten, die von diesen Möglichkeiten profitieren konnten, waren die Haie aus Köln – und wie! Wunderschön kombinieren sich die Haie ins gegnerische Drittel: Per perfekt gespielter Doppelpass-Stafette von Frederik Storm und Louis-Marc Aubry schiebt letztgenannter die Scheibe zur umjubelten 2:1-Führung für den Kölner Anhang in die Maschen des Nürnberger Gehäuses.
Nürnberg drückt – Pantkowski Endstation
Köln wirkt auch zu Beginn des zweiten Spielabschnitts deutlich wacher als die Ice Tigers. Nach einem Zuspielfehler im Nürnberger Aufbau spielt Josh Currie einen Sahnepass auf den schnellen Parker Tuomie, der über die rechte Seite alleine auf Leon Hungerecker zuläuft. Sein Schuss wird jedoch gerade noch von Hungerecker mit der Stockhand vereitelt. Glück für die Lebkuchenstädter.
Die Ice Tigers haben währenddessen das Problem, nicht gierig genug zu sein, um den finalen Pass punktgenau zu spielen – wie auch in der nächsten Sequenz: Will Graber ergattert das Spielgerät in der neutralen Zone und läuft zusammen mit Jeremy McKenna einen Zwei-auf-Eins-Konter auf das Tor der Gäste. Grabers Pass kommt jedoch, obwohl er genug Zeit hatte, zu ungenau, sodass Jeremy McKenna keine Kontrolle über den Puck bekommt.
Kurz darauf die nächste Riesenchance auf den Ausgleich für die Ice Tigers: Routinier Constantin Braun bringt die Scheibe gefährlich auf Mirko Pantkowski. Der lässt, wie so oft, prallen. Will Graber schaltet als Erster und löffelt den Puck – zur Verzweiflung von Head-Coach Mitch O’Keefe – über die Latte.
Ab dieser dicken Chance beginnt Nürnberg mit einem Dauerfeuer auf das Kölner Tor.
Der Ausgleich – nur eine Frage der Zeit?
Nürnberg trifft doch noch
Der Nürnberger Andrang wird zunächst einmal gestoppt – Überzahl für die Haie, nachdem Verteidiger Owen Headrick für zwei Minuten auf die Strafbank wandern musste. Doch auch hier greifen die Schiedsrichter ein: Diesmal muss Justin Schütz wegen Haltens auf der Sünderbank Platz nehmen. Doch auch dieses Powerplay können die Ice Tigers nicht in ein Tor ummünzen. Den Franken lief so langsam, aber sicher die Zeit davon, um doch noch zum Ausgleich zu kommen. Und die Zeit wurde noch knapper, als Charlie Gerard unnötigerweise ebenfalls wegen Haltens für zwei Minuten zum Zusehen gezwungen war.
Köln spielte nun clever und versuchte, die Scheibe, sobald man sie hatte, so lange wie möglich zu halten – ohne dabei noch allzu oft in Richtung Ice-Tigers-Goalie Leon Hungerecker zu spielen.
Doch genau diese Taktik sollte bestraft werden: Knapp eine Minute vor Schluss gehen die Franken volles Risiko und nehmen Leon Hungerecker für einen sechsten Feldspieler vom Eis. Der Denker und Lenker Owen Headrick im Nürnberger “Überzahlspiel” bringt die Scheibe flach auf die Schoner des bislang starken Mirko Pantkowski. Dieser lässt den Puck, wie schon beim 1:0, prallen. Will Graber, der erneut am schnellsten reagiert, wird die Scheibe quasi auf dem Silbertablett serviert und lädt ihn zum 2:2-Ausgleichstreffer ein. Die Frage war damit beantwortet: Der Ausgleich war tatsächlich nur eine Frage der Zeit!
Siebtes Mal in Folge Verlängerung für Nürnberg
Nürnberg, angetrieben von diesem späten Ausgleichstreffer, hat die besseren Chancen in der Verlängerung. Die größte dieser Gelegenheiten hatte – wie sollte es auch anders sein – DEL-Topscorer Evan Barratt. Aus dem eigenen Drittel läuft er bis ins Kölner Drittel und lässt Mirko Pantkowski mit einem platzierten Schuss ins kurze Eck keine Chance. Zusatzpunkt also (erneut) für die Nürnberg Ice Tigers.
Nürnberg holt sich mit viel Willen und Kampf den Heimsieg gegen die defensivstarken Kölner Haie. Lange Zeit sah es so aus, als würden die Kölner Haie den knappen Vorsprung über die Ziellinie bringen – wenn da nicht Will Graber gewesen wäre. Nürnberg stand sich heute über weite Strecken selbst im Weg, bedingt durch Ungenauigkeiten im Aufbau und zahlreiche Fehlpässe. Dennoch gelang es der Mannschaft, am Ende offensiv den Lucky Punch zu setzen. Für die Kölner ist es eine äußerst bittere Niederlage, da sie über mindestens 45 Minuten alles im Griff hatten und Nürnberg kaum Luft zum Atmen ließen.
Für beide Teams geht es am Sonntag weiter: Die Gäste empfangen zuhause die Straubing Tigers, während Nürnberg vor Weihnachten noch einmal zu einem schweren Auswärtsspiel bei den Wild Wings aus Schwenningen antreten muss.
Stimmen:
Kari Jalonen (Köln): Eishockey ist ein Spiel des Momentums. Ich denke, wir hatten einen guten Start, obwohl der Gegner das erste Tor gespielt hat. Das Momentum hat im zweiten Drittel gewechselt und Nürnberg hat wirklich guten Druck gemacht und aggressiv gespielt. Das letzte Drittel war sehr ausgeglichen, wir haben uns einen Punkt verdient und das Heimteam sich den Zusatzpunkt.
Mitch O’Keefe (Nürnberg): Das erste Drittel war nicht die Art und Weise, wie wir das Spiel beginnen wollten. Die vierte Reihe hat sehr konstant gespielt und ein wichtiges Tor erzielt. Köln hat uns im ersten Drittel in allen Bereichen dominiert. Im zweiten Drittel haben wir zu unserem Spiel und unsere Beine gefunden. Das letzte Drittel war sehr ausgeglichen. Unser Torhüter hat sehr wichtige Saves gemacht. Ich bin sehr glücklich mit den zwei Punkten.
Tore:
1:0|7.|Roman Kechter (Lukas Ribarik, Marcus Weber)
1:1|11.|Adam Almquist (Josh Currie, Parker Toumie)
1:2|18.|Louis Marc-Aubry (Frederik Storm, Maximilian Kammerer)
2:2|59.|Will Graber (Owen Headrick, Cole Maier)
3:2 n.V|63.|Evan Barratt
Zuschauer: 5819
Bericht von: Luca Schindler | Foto: Birgit Eiblmaier