Berlin holt sich dramatisch Gastspiel in Nürnberg
Der gestürzte Spitzenreiter, die Eisbären Berlin, gastiert am 22. Spieltag bei den Nürnberg Ice Tigers in der Arena Nürnberger Versicherung. Viel Spannung konnte erwartet werden, denn es ist nicht nur das Spiel der zweitbesten Specialteams (Nürnberg) und der drittbesten Specialteams (Berlin), sondern auch das Duell der aktuellen Topscorer der PENNY DEL: Evan Barratt (30 Punkte) und dem Ex-Ice Tiger Leo Pföderl (27 Punkte). Das erste Aufeinandertreffen konnten die Eisbären relativ souverän mit 6:2 für sich entscheiden. Es gibt also noch eine offene Rechnung auf Seiten der Ice Tigers.
Berlin gewinnt nach Overtime in Nürnberg – Pföderl erzielt in der 60. Minute den Ausgleich
Die Eisbären führen – dann von der Rolle
Und die Rechnung sollte zunächst ein wenig länger werden: Die Eisbären gehen in der dritten Spielminute durch ihren Topscorer Leo Pföderl in Führung – und das auf sehr sehenswerte Weise. Über den schnellen Gabriel Fontaine kommt die Scheibe ins Nürnberger Drittel. Relativ ungestört sieht Fontaine den freistehenden Pföderl alleine vor dem Tor stehen, der dann relativ simpel nur noch die Kelle zur frühen 0:1-Führung reinhalten muss.
Eine bis dahin überraschende Führung, denn die Ice Tigers waren bis zu diesem Zeitpunkt und auch danach die deutlich aktivere Mannschaft. Immer wieder kreierten sie durch ihr hohes Tempo klasse Chancen – jedoch ohne Erfolg.
Noch ohne Erfolg, sollte man besser sagen, denn sieben Minuten später war es dann soweit: Die Arena Nürnberger Versicherung platzte aus allen Nähten. Bei einer angezeigten Strafe gegen die Eisbären Berlin hatten die Ice Tigers einen Mann mehr auf dem Eis. Clever und ruhig gespielt, findet die Passstafette von Eugen Alanov und Cody Haiskanen ihren Abnehmer bei Torjäger Jeremy McKenna, der Jonas Stettmer im Eisbären-Tor mit einem wuchtigen Schuss zum Ausgleich überwindet.
Wie reagierte der amtierende Deutsche Meister darauf? Zunächst erneut mit einer Unterzahl, denn die Eisbären – in Person von Frederik Tiffels – kassierten kurz darauf die nächste Strafe. Und das wurde wieder bestraft. Copy and Paste könnte man meinen: Cody Haiskanen macht ordentlich Wirbel vor dem gegnerischen Tor. Über Umwege gelangt das Spielgerät wieder zu Jeremy McKenna, der erneut mit einem Handgelenks-Hammer über die Schulter von Stettmer zum 2:1 einnetzen kann.
Kam nun eine Reaktion der Hauptstädter? Fehlanzeige! Die Ice Tigers machten unbeirrt weiter und spielten etliche Druckphasen wie aus einem Guss. Beinahe hätte man kurz vor Drittelende das dritte Tor von Jeremy McKenna gesehen: Der Kanadier scheiterte nach einer guten Kombination jedoch am stark aufspielenden Eisbären-Goalie.
Berlin versucht alles – ohne Erfolg
Die Mission Ausgleich begann für die Berliner im zweiten Spielabschnitt – und das gleich mit einer Überzahlsituation, nachdem ein Ice-Tiger-Verteidiger für zwei Minuten auf die Strafbank wanderte. Doch die Franken verteidigten, wie schon beim Gastspiel in München, aufopferungsvoll und überstanden diese Phase trotz hochkarätiger Gelegenheiten der Eisbären unbeschadet.
Nürnberg brauchte ein wenig, ehe die Mannschaft wieder in die Spur fand. Ab der 28. Minute übernahm das Team von Mitch O’Keefe jedoch erneut das Zepter und drängte die Hauptstädter über lange Zeit in die eigene Hälfte. Wenn die Eisbären mal aus der Defensive herauskamen, dann meistens in eigener Überzahl. Die nächste dieser Situationen wurde richtig hektisch: Viele Schüsse prasselten auf Nürnbergs Schlussmann Niklas Treutle ein, und ein Lattentreffer von Zach Boychuk sorgte für zusätzlichen Nervenkitzel. Der Schuss wurde sogar per Videobeweis geprüft, doch die Torlinie wurde zu keinem Zeitpunkt überschritten. Es blieb also beim 2:1 für die Gastgeber – wenn auch mit etwas Glück in dieser Szene.
Gerade als die Eisbären besser in die Partie kamen, hagelte es die nächste Strafzeit, diesmal gegen Kapitän Kai Wissmann wegen Beinstellens. Die Unterzahl konnte jedoch von den Berlinern sauber verteidigt werden, und so blieb es nach 40 Minuten bei der knappen Ein-Tor-Führung für die Hausherren.
Berlin zögert den Ausgleich heraus
Dass bei den Hauptstädtern heute nicht viel zusammenlief, zeigte eine weitere Szene: Erneut Überzahl für Nürnberg, diesmal saß Marcel Noebels wegen Hakens auf der Strafbank. Beinahe wäre der Weg für Serge Aubins Eisbären noch länger geworden. Ein Schuss des starken Cody Haiskanen wurde vor dem Tor von Samuel Dove-McFalls abgefälscht und verfehlte den Kasten der Gäste nur knapp.
Doch dann kam das Aufbäumen der Berliner: Über mehrere Wechsel hinweg drängten sie mit Nachdruck auf den Ausgleich. Doch die Franken hielten stand, gestützt auf eine starke Defensive und einen noch stärkeren Niklas Treutle im Tor. Im letzten Powerbreak konnten die Gastgeber noch einmal durchatmen, bevor die anstehende Crunchtime begann.
In dieser entscheidenden Phase agierten nur noch die Eisbären offensiv und belagerten das Nürnberger Tor regelrecht. Irgendwann musste das belohnt werden: 52 Minuten waren gespielt, als Leo Pföderl ebenfalls seinen zweiten Treffer des Abends erzielte. Mit einem trockenen Handgelenksschuss nutzte er das Gewühl vor dem Tor und feuerte den Puck zum viel umjubelten 2:2 in die Maschen.
Berlin holt sich den Zusatzpunkt
Nach nur 1:50 Minuten in der Verlängerung machte Manuel Wiederer den Unterschied: Er schnappte sich die Scheibe im eigenen Drittel, marschierte über die komplette Eisfläche und überwand mit einem gut platzierten Schuss Niklas Treutle. Damit sicherte er den Eisbären den Overtime-Sieg und damit den Zusatzpunkt für den amtierenden Meister.
Nürnberg verliert eine über 60 Minuten gut geführte Partie gegen die Eisbären. Am Ende zeigen die Eisbären einfach ihre Extraklasse und erzielen zwei schöne Tore, die dann am Ende zum Sieg führen. Für Nürnberg heißt es nun Mund abwischen und weitermachen, man kann sich keinesfalls vorwerfen kein gutes Spiel gemacht zu haben, im Gegenteil gewinnt man eher gegen die Eisbären einen Punkt als das man einen verlieren würde. Berlin zeigt mit dem Sieg eine Reaktion auf das verlorene Spitzenspiel und holt sich zwei wichtige Punkte im Kampf um die Spitze.
Tore:
0:1|3.|Leonhard Pföderl (Gabriel Fontain)
1:1|10.|Jeremy McKenna (Cody Haiskanen, Eugen Alanov)
2:1|15.|Jeremy McKenna (Ryan Stoa, Cody Haiskanen)
2:2|60.|Leonhard Pföderl (Korbinian Geibel, Kai Wissmann)
2:3|62.|Manuel Wiederer
Zuschauer:6252
Bericht von: Luca Schindler | Foto: Birgit Eiblmaier