Nürnberg zwingt München in die Knie
Wir bewegen uns so langsam aber sicher auf die Halbzeit der Hauptrunde zu, und an Spieltag 21 treffen der EHC Red Bull München und die Nürnberg Ice Tigers im SAP Garden in München aufeinander. Beide Teams trennen vor diesem Spiel neun Punkte, für beide also ein Spiel, in dem es um wichtige Zähler in der Tabelle geht. Ungleich waren die Ergebnisse der beiden Clubs am vergangenen Dienstag: Während die Red Bulls zuhause einen ungefährdeten 4:2-Heimsieg gegen die Schwenninger Wild Wings feiern durften, gab es für die Ice Tigers eine 2:4-Niederlage bei den Kölner Haien. Bitter für die Ice Tigers: In der Defensive fehlt nach Hayden Shaw nun auch Julius Karrer im Line-Up. Bei den Landeshauptstädtern hingegen steht ein neuer Verteidiger mit Ex-NHL-Verteidiger Will Butcher auf dem Eis.
Beide Teams sind ausgestattet mit ordentlich Tempo nach vorne und Härte in der Defensive. Vielversprechend also, was die Zuschauer von vornherein erwarten konnten.
Beide Teams mit ordentlich Dampf nach vorne
Die erste dicke Chance hatten die Gastgeber: Frei durchgelaufen nach einem tollen Pass von Maximilian Daubner, war es der Kapitän Patrick Hager, doch dieser konnte im allerletzten Moment noch vom Dauerläufer der Ice Tigers, Owen Headrick, gestoppt werden. Dann waren zunächst die Franken am Drehbuch schreiben. Vor dem ersten Powerbreak hatte man eine langanhaltende Druckphase, um dem Spiel den Stempel aufzudrücken, konnte aber ebenfalls noch nichts Zählbares im Angriffsdrittel holen.
Der erste Treffer sollte jedoch dennoch für die Münchner fallen. Ein toller Konter, ausgespielt über Markus Eisenschmid, der den Ex-Nürnberger Yasin Ehliz klasse bedient. Dieser tanzt Treutle aus und kann den Puck mit ein wenig Glück zum 1:0 für seine Mannschaft einnetzen. Ein Tor kommt ja selten allein, und so klingelte es in Minute 15 gleich erneut hinter Niklas Treutle, diesmal im Powerplay. Wie aus dem Lehrbuch täuscht der Importspieler Taro Hirose einen Schuss an und verschafft sich so genügend Platz, um mit einem platzierten Handgelenksschuss das Spielgerät zum 2:0 in die Maschen des Nürnberger Gehäuses zu hämmern.
Doch es spielt nicht nur der EHC Red Bull München ein astreines Powerplay. Da gibt es auch noch die Nürnberg Ice Tigers, deren Powerplay-Quote sich diese Spielzeit bisher mehr als sehen lassen kann. So auch in dieser Sequenz: Der Spielzug der Ice Tigers in Überzahl ist eigentlich relativ simpel und trotzdem sehr schwer zu verteidigen. Owen Headrick spielt die Scheibe auf Bullyhöhe zu Evan Barratt, und dieser spielt die Scheibe präzise auf die andere Seite zu dem schussgewaltigen Jeremy McKenna. Wie sein Gegenüber Hirose lässt er dem Torhüter keine Chance und verwandelt den Puck zum 2:1-Anschlusstreffer.
Damit war erstmal genug Aufregung für das erste Drittel geboten, und es ging zum ersten Pausentee in die Kabinen.
Ausgeglichenes Drittel
Und es sollte gleich weitergehen mit den Treffern im SAP Garden. Diesmal erneut die Ice Tigers – und mit was für einem Treffer: Jeremy McKenna brachte die Scheibe auf Mathias Niederberger, der konnte diese lediglich im hohen Bogen prallen lassen und hatte die Rechnung nicht mit dem lauernden Will Graber gemacht, der die Scheibe aus der Luft zum 2:2-Ausgleich verwertete. Also alles wieder auf Anfang.
Nach dem Nürnberger Ausgleich entspannte sich das Spiel wieder ein wenig. Lediglich Münchens Neuzugang Tobias Rieder zog noch einmal gefährlich vor das Tor, konnte aber, wie im ersten Drittel, von Teamkollege Patrick Hager entscheidend gestört werden, sodass er keinen Abschluss abgeben konnte. In der 32. Minute klingelte es erneut hinter Niklas Treutle, aber nicht wie man meinen würde im Netz, sondern am Außenpfosten – nach einem Handgelenksschuss vom letztjährigen Rookie des Jahres, Veit Oswald.
Dann war Nürnberg wieder in ihrem Element: Überzahl und ordentlich Druck auf das gegnerische Gehäuse, diesmal trotz einer Vielzahl von Möglichkeiten jedoch ohne Ertrag. Zum Schluss des zweiten Spielabschnitts kamen die Oberwiesenfelder nochmal mit ordentlich Tempo und Extraklasse. Vor allem Tobias Rieder war hier wieder sehr auffällig: Wieder nach toller Einzelaktion konnte er nur noch von Treutles Schoner gestoppt werden und erzielte nicht die erneute Führung für die Münchner.
Verdiente Punkteteilung
Der letzte Spielabschnitt startete ähnlich wie der vorherige – mit einem Treffer. Wieder waren es die Ice Tigers, die sich für ihr hartes Fore- und Backchecking belohnen konnten. Cole Maier eroberte in der neutralen Zone den Puck und spielte quer auf den pfeilschnellen Charlie Gerard. Uneigennützig spielte dieser die Scheibe zurück auf den mitgelaufenen Maier, der Mathias Niederberger per Direktschuss zum umjubelten 2:3 für die mitgereisten Anhänger verwerten konnte.
Nun mussten die Red Bulls investieren, und das geschah auch prompt. Mittels lang geführter Druckphasen im Angriffsdrittel musste das dann auf kurz oder lang bestraft werden – aus Ice-Tigers-Sicht. Die Landeshauptstädter hatten vorher schon zwei hundertprozentige Gelegenheiten vergeben, jedoch sind ja alle guten Dinge drei. Youngster Nikolaus Heigl schnappt sich die Scheibe an der Bande und spielt einen überragenden Querpass auf Filip Varejcka, der ohne große Schwierigkeiten die Kelle zum 3:3 nur noch reinhalten muss.
Und es wäre beinahe noch schlimmer für die Mannen von Mitch O’Keefe gekommen: Wieder waren die Münchner mit einem Mann mehr auf der Eisfläche, nachdem Samuel Dove-McFalls die Scheibe unerlaubterweise über das Plexiglas löffelte. Adam Brooks bekommt den Puck auf dem Silbertablett vor dem Tor serviert, scheitert aber, wie viele andere seiner Teamkollegen, am stark aufgelegten Goalie der Franken, Niklas Treutle. Zuletzt genannter wurde immer wieder in dieser Phase zum herausstechenden Mann. Chance um Chance konnte Niklas Treutle vereiteln – wenn das nicht irgendwann im Spielverlauf bestraft werden sollte.
Und nun wurde es so richtig wild für die Gäste: 1:14 vor Schluss kassierte erst Charlie Gerard eine Strafzeit, und 33 Sekunden später musste auch sein Kompagnon Evan Barratt auf die Strafbank wandern, ehe er aufgrund einer zehnminütigen Disziplinarstrafe in die Kabine musste. Drei Punkte nun also für München? Nein, die Ice Tigers kämpften sich aufopferungsvoll in die Overtime – zum dritten Mal in vier Spielen.
Nürnberg nimmt den Zusatzpunkt mit
Genauso kämpferisch spielten die Nürnberger das Unterzahlspiel in der Verlängerung und das musste sich dann auszahlen: Gerade war Nürnberg wieder komplett, da fasste sich Kapitän Marcus Weber ein Herz und brachte den Puck aus unmöglichen Winkel über die Schulter von Niederberger im Tor unter.
Fazit:
Wenn man die kämpferische Leistung beurteilt, gewinnen die Nürnberg Ice Tigers dieses Derby in München hochverdient. Stark in jedem Zweikampf ob vorne oder hinten. der EHC Red Bull München war an diesem Abend einfach nicht effizient genug, etliche Chancen wurden nicht in Treffer umgemünzt und so verliert man ein eigentlich gutes Spiel eben am Ende. Trotzdem muss man sagen das über das gesamte Spiel beide Teams ihre Chancen und Momente hatten und eine Punkteteilung absolut in Ordnung geht
Stimmen:
Marcus Weber (Nürnberg): „Es war heute eine gute Teamleistung und wir haben ganz ordentlich gespielt. Zudem hat Niklas Treutle unfassbar gut gehalten. Am Ende war es natürlich auch etwas Glück, dass wir als Sieger vom Eis gehen konnten“
Chris DeSousa (München): „Wir haben gut gespielt und hatten viele Chancen. Aber es war einfach nicht unser Abend. So ist das manchmal. Nürnberg hat hart gekämpft.“
Tore:
1:0|12.|Yasin Ehliz (Markus Eisenschmid, Las Lancaster)
2:0|15.|Taro Hirose (Jonathan Blum, Tobias Rieder)
2:1|17.|Jeremy McKenna (Evan Barratt, Owen Headrick)
2:2|22.|Will Graber (Jeremy McKenna)
2:3|45.|Cole Maier (Charlie Gerard)
3:3|49.|Phillip Varejcka (Nikolaus Heigl, Veit Oswald)
3:4|63.|Marcus Weber (Jeremy McKenna, Will Graber)
Zuschauer:8445
Bericht von: Luca Schindler | Foto: Ingo Winkelmann