Nürnberg Ice Tigers ringen Ingolstadt im Derby nieder
Spieltag 16 in der Deutschen Eishockey Liga. Zum zweiten Mal in dieser Spielzeit heißt die Paarung Nürnberg Ice Tigers gegen den ERC Ingolstadt. Beim 6:2 im ersten Aufeinandertreffen konnten die Franken die Oberhand behalten und die drei Punkte Zuhause behalten. Bei den Ice Tigers kehrt ein wichtiger Mann zurück auf das Eis, Jeremy McKenna musste nach einer Handverletzung zuletzt vier Wochen pausieren und greift nun wieder mit ins Spielgeschehen ein. Beim ERC gilt es auf einen wichtigen Mann zu achten und zwar handelt es sich um keinen geringeren als Daniel Pietta, dieser steht vor einem bedeutenden Meilenstein, eine Vorlage fehlt dem gebürtigen Krefelder fehlt noch eine einzige Vorlage um sich auf Platz eins der ewigen Bestenliste der DEL-Vorlagengeber zu schieben. Derzeit teilt er sich den ersten Platz noch mit Roosters-Legende Robert Hock.
Vor Vornherein war zu erwarten das ein spannendes Derby, mit viel Tempo und Hitze, auf die 6109 Zuschauer in der Arena Nürnberger Versicherung warten würde.
Nürnberg gewinnt auch das zweite Aufeinandertreffen gegen Ingolstadt – Daniel Pietta nun alleiniger Rekord-Vorlagengeber!
Ausgeglichenes Spiel – Ingolstadt in Führung
Die Gastgeber starteten wie die Feuerwehr und konnten sich in der ersten Spielminute gleich zwei Top-Möglichkeiten über den schnellen Charlie Gerard herausspielen. In der Folge agierte der ERC mit viel Puckbesitz, jedoch ohne zwingende Einschussmöglichkeiten im Spielverlauf. Die erste dicke Chance erspielten sich die Oberbayern in der sechsten Spielminute. ERC-Top-Scorer Alex Breton kam nach guter Vorarbeit fast frei vor dem Tor zum Schuss, wurde jedoch vor dem Torjubel vom starken Nürnberger Torwart Leon Hungerecker gestoppt.
Bis zum ersten Powerbreak war es eine ausgeglichene Partie mit viel Intensität. Dann folgte ein Chancenfeuerwerk der Franken: Gleich zweimal war es Ryan Stoa, der erst nach einem guten Steckpass an den Schonern von Michael Garteig scheiterte und dann noch einmal den Zeitpunkt verpasste, um die Kelle vor dem Ingolstädter Gehäuse reinzuhalten. Doch das Chancenfeuerwerk beeindruckte die Panther in keiner Weise. Im Gegenteil, sie spielten weiter nach vorne, und das sollte sich auch in der 19. Minute auszahlen. Nach einer tollen Kombination über Fabio Wagner und (jetzt) Rekordmann Daniel Pietta hatte sich die Nürnberg Ice Tigers Verteidigung zu weit auseinanderziehen lassen und ließ den Torschützen Austin Keating völlig unbeachtet. Dieser musste nur noch ins verwaiste Tor zum 0:1 einschieben.
Wildes Hin und Her
Die Führung sollte jedoch nicht lange Bestand haben: Im zweiten Spielabschnitt konnte Owen Headrick einen Fehlpass der Ingolstädter an der blauen Linie abfangen, schaltete schnell und spielte einen guten Pass auf den vor dem Tor alleine stehenden Youngster Josef Eham, der Michael Garteig mit der Rückhand zum 1:1-Ausgleich bezwingen konnte. Und es sollte noch bitterer kommen für die Panther: Das erste Überzahlspiel der Ice Tigers brachte gleich auch die erste Führung. Ryan Stoa brachte das Spielgerät hinter dem Tor zu Owen Headrick, der direkt abzog und damit Michael Garteig zum Abpraller zwang, den Ryan Stoa nur noch über die Linie drücken musste. Zu diesem Zeitpunkt, nach 26 Minuten, war dies eine verdiente Führung für das Team von Mitch O’Keefe.
Dass in diesem Spiel jedoch alles passieren kann, zeigte die nächste Sequenz nur drei Minuten später. Nachdem ERC-Stürmer Phillip Krauß noch mit seinem cleveren Bauerntrick an Leon Hungereckers Schlittschuh gescheitert war, landete der Puck wieder auf seinem Schläger, und er konnte den 2:2-Ausgleich für die Schanzer erzielen. Weiter ging es mit dem „Wild-West-Hockey“ an der Noris: Diesmal zappelte die Scheibe wieder im Ingolstädter Netz. Gut gespielt ergab sich eine Zwei-auf-eins-Situation für die Ice Tigers. Import-Verteidiger Cody Haiskanen ließ Alex Breton mit einer tollen Bewegung in Stürmermanier alt aussehen und konnte klug auf den mitgelaufenen Ryan Stoa passen, der dann seinen zweiten Treffer an diesem Abend erzielte.
Im Anschluss beruhigte sich das Spielgeschehen wieder ein wenig. Das Team von Mark French war jedoch bemüht, den Spielstand wieder auszugleichen, fand aber keinen Weg an Nürnbergs Torhüter Leon Hungerecker vorbei. Umso wichtiger war es für die Lebkuchenstädter, dass sie mit einer Führung vor heimischer Kulisse in die Pause gehen konnten.
Verdiente Punkteteilung
Angestachelt vom Ziel, den Ausgleich zu erzielen, starteten die Schanzer in den letzten Abschnitt und drängten die Gastgeber in den ersten Minuten immer wieder in die defensive Zone. Sie konnten sich Chancen erarbeiten, doch den Spielstand zu neutralisieren wollte noch nicht gelingen. Dann hatten die Panther aber die Riesenchance in numerischer Überlegenheit, nachdem Ryan Stoa für vier Minuten, nach einem hohen Stock gegen Ingolstadts Kapitän Fabio Wagner, auf der Strafbank Platz nehmen musste. In dieser Überzahl wurden sie fast belohnt – aber eben nur fast. Kenny Agostino stocherte solange vor dem Tor herum, bis der Puck über die Linie rutschte. Ausgleich?
Nein! Nach Ansicht der Videobilder wurde klar, dass die Scheibe schon lange unter dem Schoner von Leon Hungerecker begraben war und erst dann samt Schoner über die Torlinie gedrückt wurde. Doch das war nur die Momentaufnahme. Der Ausgleich fiel nur wenige Sekunden nach dem Videobeweis. Nachdem Leon Hüttl einen Schuss von der blauen Linie in Richtung Tor abgefeuert hatte, fing Phillip Krauß die Scheibe ab und legte quer auf Austin Keating, der ebenfalls Treffer Nummer zwei erzielte und damit den verdienten Ausgleich für die Oberbayern besorgte. Und dann fast noch die Führung für die Schanzer: Riley Sheen ließ das Gestänge des Nürnberger Kastens mal so richtig klingen, doch zu seinem Verzweifeln ging der Schuss nicht über die Linie.
Dann mussten die Panther eine bittere Pille schlucken. Gerade waren die Nürnberger wieder vollzählig, da wurden die Schanzer Opfer der vermeidbarsten Strafe im Eishockey – zu viele Spieler auf dem Eis. Zwei Minuten Strafzeit war das Strafmaß. Und dass die Ice Tigers Überzahl spielen können, haben sie in dieser Spielzeit schon mehrfach unter Beweis gestellt. Erneute Führung für die Franken: Nach einem Querpass von Will Graber konnte Samuel Dove-McFalls anvisieren und zur 4:3-Führung für sein Team einnetzen. Dass es ein ruppiges und intensives Spiel war, zeigte der Faustkampf zwischen Morgan Ellis und Cole Maier. Wenn man Trefferpunkte zählen würde, hätte hier der Ingolstädter den Kampf für sich entschieden.
3:46 Minuten vor Schluss wurde es dann noch einmal richtig spannend in der Halle: Strafe für Nürnberg und die Gelegenheit für den ERC, das Spiel wieder auszugleichen. Und auch das sollte in diesem wilden Spiel auf kuriose Weise geschehen: Kenny Agostino brachte die Scheibe in die gefährliche Zone vor das Tor, und Myles Powell schloss ab zum umjubelten Ausgleichstreffer. Das Kuriose an dem Treffer? Bevor Myles Powells Schuss die Linie überquerte, war das Tor aus der Verankerung gerutscht, und es wurde vor dem Treffer abgepfiffen. Entscheidung auf dem Eis: Kein Tor! Nach dem Videobeweis ruderten die Unparteiischen jedoch zurück, mit der Begründung, dass der Treffer gültig sei, da das Tor erst verschoben war, als Powell die Schussbewegung bereits ausgeführt hatte.
Somit ging es in die Verlängerung, und die Oberbayern durften sogar noch 2:40 Minuten in Überzahl spielen, da es kurz vor Ende der regulären Spielzeit erneut eine 2+2-Strafe gegen Nürnbergs Verteidiger Constantin Braun gegeben hatte. Diese Überzahl blieb jedoch ungenutzt, und es musste so kommen, wie es kommen musste: Die Ice Tigers, sichtlich beflügelt nach überstandener Unterzahl, kombinierten sich zauberhaft zum Siegtreffer. Owen Headrick brachte die Scheibe zu Evan Barratt, der direkt auf Charlie Gerard weiterleitete. Dieser wiederum passte aus der Drehung zurück auf Evan Barratt, der das Spielgerät wuchtig in die Maschen hinter Michael Garteig zum ohrenbetäubenden Siegtreffer in der Overtime einschoss.
Das war Werbung für den Eishockeysport! Beide Mannschaften gaben sich über 64 Minuten keine Luft zum Atmen. Ein Spiel, das alles bot, was das Eishockeyherz begehrt – von Härte bis hin zu wunderschön herausgespielten Treffern. Beide Teams können mit der Partie zufrieden sein, weshalb die Punkteteilung absolut gerechtfertigt ist. Für beide geht es am Sonntag weiter: Ingolstadt spielt zu Hause im Topspiel gegen die Adler aus Mannheim, während Nürnberg Ice Tigers beim Tabellenletzten aus Düsseldorf antreten muss.
Stimmen:
Mark French (Ingolstadt): ,,Wir waren zu viel im eigenen Drittel, was viel Energie gekostet hat. Im letzten Drittel haben wir guten Druck aufgebaut und viel in Überzahl gespielt. Wir hatten die Chance, das Spiel hier zu entscheiden. Das ist uns nicht gelungen.”
Mitch O´Keefe (Nürnberg Ice Tigers): ,,Ein emotionales Spiel. Ich bin sehr stolz darauf, wie wir nach all den Strafen zurückgekommen sind. Im ersten Drittel waren wir bemüht, die Intensität von Ingolstadt mitzugehen. Im zweiten Drittel haben wir unsere Beine gefunden und konnten ein Powerplay nutzen. Ingolstadt hat uns im letzten Drittel unter Druck gesetzt.”
Tore:
0:1|19.|Austen Keating (Daniel Pietta, Fabio Wagner)
1:1|23.|Josef Eham (Owen Headrick)
2:1|26.|Ryan Stoa (Owen Headrick, Cole Maier)
2:2|29.|Phillip Kraus (Alex Breton)
3:2|31.|Ryan Stoa (Cody Haiskanen, Charlie Gerard)
3:3|46.|Austin Keating (Phillip Kraus)
4:3|50.|Samuel Dove-McFalls (Will Graber, Hayden Shaw)
4:4|58.|Myles Powell (Kenny Agostino, Riley Sheen)
5:4|64.|Evan Barratt (Charlie Gerard, Owen Headrick)
Zuschauer:6109
Bericht von: Luca Schindler | Foto: Birgit Eiblmaier