Fischtown Pinguins Bremerhaven – Interview mit dem bisherigen Sportdirektor, Hr. Alfred Prey
Eishockey-online.com hat ein Interview mit dem bisherigen Sportdirektor, Hr. Alfred Prey aus Bremerhaven durchgeführt. Hier die Fragen und seine Antworten:
Frage: Skizzieren Sie bitte Ihre Entscheidung, Ihre bayerische Heimat zugunsten des hohen Nordens zu verlassen und dort den sportlichen Erfolg mitzugestalten!
Antwort: Im April 1973 bin ich dem Ruf der Bundesmarine erlegen und habe in Eckernförde meinen Dienst angetreten. Was zeitlich geplant absehbar sein sollte hat sich im Laufe der Jahre mehr oder minder auf beiden Gebieten zu einer „Lebensaufgabe“ entwickelt. 35 Jahre Marine – 32 Jahre REV Bremerhaven/Fischtown Pinguins. Manchmal ist es eben so, dass das Schicksal die Lebensumstände bestimmt, was aber nicht immer verkehrt sein muss.
Frage:Auf welche Weise lernten Sie den Eishockeysport in Ihrer Jugend kennen und lieben?
Antwort: Wie fast überall in Bayern, so haben auch wir im Winter jeden Tag auf dem Weiher Eishockey gespielt. Mit kaputt getretenen Milchdosen als Puck und selbstgeschnitzten Schlägern.
Frage: Wie haben Sie es geschafft, als waschechter Bajuware die Herzen der Fans an der Waterkant zu erobern?
Antwort: Es ist egal ob man aus Bayern, Sachsen oder aus Norddeutschland kommt, wenn man versucht immer ehrlich, authentisch und offen zu sein, dann kommt man auch gut mit den Leuten aus. Mein Großvater hat immer gesagt: „Mit dem Hut in der Hand kommt man durchs ganze Land.“ Ob ich dabei die Herzen der Fans erobert habe weiß ich nicht – würde mich aber freuen, wenn es so wäre.
Frage: Welche Funktionen übten Sie bei den Fischtown Pinguins aus?
Antwort: Die Frage müsste eigentlich lauten: „Welche Funktion haben Sie bei den Pinguins nicht ausgeübt?“ – was dann Ihre Frage auch beantwortet haben sollte.
Frage: Wie schafften Sie es, 2016 Thomas Popiesch als Headcoach der Fischtown Pinguins zu rekrutieren? Sie erwiesen sich im Duett mit Popiesch als ‚Garant des sportlichen Erfolgs‘.
Antwort: Das war eigentlich ganz einfach. Wir haben einen Trainer gesucht und Thomas einen Job – da wir uns schon seit vielen Jahren kannten waren die Verhandlungen ziemlich einfach. Ich muss aber sagen, dass Thomas schon zu seinen Zeiten in Weißwasser und Dresden immer unser Wunschtrainer war – so ist aus einer heimlichen Liebe eine gute Ehe geworden
Frage: Die Nähe zu Skandinavien ermöglichte es dem Club, dort hochkarätige Spieler zu verpflichten; auch Slowenien erwies sich als echter Glücksgriff: was waren Ihre besten Entscheidungen und von welchem Akteur schwärmen Sie heute noch?
Antwort: Persönlich glaube ich, dass wir viele gute Entscheidungen getroffen haben. Da unser bisheriger Erfolg immer darauf begründet war, dass Augenmerk stets auf das Team zu lenken, muss ich sagen, dass ich von (fast) allen Akteuren schwärme, die über viele Jahre das Trikot unserer Pinguins tragen oder getragen haben.
Frage: Der „Weser Kurier“ hat Sie mal als ‚Mr. Eishockey‘ tituliert – wie stehen Sie dazu? Die „Nordwest-Zeitung“ bezeichnete Sie sogar als DIE ‚Spürnase des deutschen Eishockeys‘. Fühlen Sie sich geehrt?
Antwort: Die Zeitungen schreiben viel – da sollte man nicht allzu viel drauf geben.
Frage: Ihr Leitmotiv lautete: „authentisch zu sein, um guten und ehrlichen Sport zu vermitteln“? Wie haben Sie dieses Motto bei den Pinguins umgesetzt?
Antwort: Indem man im Job genauso denkt und handelt wie im privaten Umfeld und in der Familie
Frage: Was haben Ihnen die Ehrungen der Organisation und der Fans zu Ihrem 70. Geburtstag vor dem Match gegen Straubing bedeutet?
Antwort: Zum einen muss ich sagen, dass ich die Ehrungen in dieser Form nicht erwartet habe und auch nichts davon wusste. Bedeutet haben sie mir aber viel und dieser Moment wird mir für immer unvergesslich bleiben.
Frage: Die Staffelübergabe erfolgte ja ebenfalls an einen Bayern, den Allgäuer Ex-Spieler Sebastian Furchner: welche Tipps haben Sie für ihn, damit das Wintermärchen Bremerhaven nahtlos fortgesetzt werden kann?
Antwort: Der Sebastian braucht keine Tipps. Er ist ein hervorragender Fachmann und ein unglaublicher Mensch. Ich gucke mal, was ich mir noch von ihm abschauen kann.
Frage: Gehen Sie nach ihrem Abschied als Sportdirektor nun wieder auf die traditionelle ‚Zoigl Tour‘ mit einer ordentlichen Brotzeit und einer wohlverdienten halben Bier?
Antwort: Aber sicher, „A halbe Zoigl des is gwieß is fia mi wias Paradies,“ und wenn´s dazu auch noch ein Paar Rosswürste gibt, dann ist alles in bester Ordnung.
Bericht von: Hermann Graßl | Foto: Citypress