Erfolgsstory Bremerhaven – ein Wintermärchen in der Seestadt
Erfolgsstory Bremerhaven – ein Wintermärchen in der Seestadt oder wie es der kleine Standort im hohen Norden geschafft hat, binnen kurzer Zeit ein hohes Level an Kontinuität über viele Jahre aufs Eis zu zaubern.
Der Verfasser dieses Artikels erinnert sich noch sehr gut an die hochdramatische Finalserie zwischen den Straubing Tigers und Bremerhaven in der Saison 2005/2006. Als gebürtiger Straubinger hatte er damals mitgefiebert und war mächtig stolz auf den Aufstieg seiner Tigers in die höchste Spielklasse. Es hätte den Autor sehr gefreut, wenn es heuer eine Wiederauflage des Finales von damals gegeben hätte. Während die Tigers haarscharf im Halbfinale gegen den späteren Champion Berlin scheiterten, erwiesen sich auch die Fischtown Pinguins als erwartet harte Nuss für den Rekordsieger aus der Bundeshauptstadt.
In der Ausgabe vom 26.4.24 brachte es der Sportteil der SZ gut auf den Punkt mit der Überschrift „Ein neuer Sound in der Stadt“. Bremerhaven schrieb in dieser Saison mehrere Erfolgsgeschichten und nach der besten Hauptrunde seit Mitglied im erlauchten Kreis der PENNY DEL im Finale zu stehen, war aller Ehren wert und hat die Eishockey Community in ganz Deutschland verzückt.
Die eishockeyverrückte Stadt an der Nordsee setzte neue Maßstäbe und hielt nach 52 Vorrundenspielen so renommierte Clubs wie Berlin, München, Mannheim oder Köln auf Distanz.
Es herrschte Ausnahmezustand rund um die Stadt, die laut Spiegel als Armenhaus der Republik bzw. das ‚Osten des Westens‘ galt. Überall sah man ein Flaggenmeer, beste Werbung für diesen kleinen Standort. Mit der eingängigen Vereinshymne „Hoch im Norden, weht ein rauer Wind, wo wir zu Hause sind“ wollte man dank des Heimrechts die noch ungenutzten Potentiale heben und gewinnbringend nutzen.
Gemäß Oberbürgermeister Melf Grantz „ist der Club Marketing für die Stadt. Die Pinguins sind für uns das, was Werder für Bremen ist.“ Bremerhaven war dieses Mal so nah dran am nationalen Championstitel wie Bremen im Fußball seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr. Dieser Vergleich sprach Bände!
Dank ihres hervorragenden Coaching Staffs, in erster Linie Headcoach Thomas Popiesch, der auch mal verdientermaßen als Trainer des Jahres gekürt wurde, hat sich Bremerhaven seit dem Aufstieg in die höchste Spielklasse kontinuierlich weiterentwickelt und unter den etablierten Clubs einen Namen gemacht. Nahezu regelmäßige Teilnahmen in den Playoffs untermauerten diesen Prozess eindrucksvoll. Die Seestadt im hohen Norden wird auch in Zukunft im Konzert der Großen in der PENNY DEL mitmischen, auch wenn die Ära Thomas Popiesch nach dieser höchst erfolgreichen Saison zu Ende ging.
Der sympathische Headcoach schwang das Zepter hinter Bande seit 2016 und hinterlässt sicherlich eine große Lücke. Nichtsdestotrotz wird der Aderlass an Protagonisten nicht allzu groß sein: immerhin wird der „Karawanken-Express“ mit den drei kongenialen Akteuren Jan Urbas, Miha Verlic und Ziga Jeglic auch nächste Spielzeit im Jersey der Pinguins auflaufen und die Fans mit ihrem ausgeprägten Spielverständnis verzücken.
Bericht von: Hermann Graßl | Foto: Citypress