Fischtown Pinguins mit einem Shutout im ersten Halbfinale
In der Bremerhavener Eisarena empfingen die Fischtown Pinguins den amtierenden deutschen Meister, den EHC Red Bull München, zum ersten Halbfinale.
‚History was already made‘ in Bremerhaven: nach dem historisch einmaligen Halbfinaleinzug wollten die Fischtown Pinguins gleich im ersten Spiel gegen den Titelverteidiger aus München die Weichen auf Sieg stellen, um das Tor zum Finale schon ein wenig aufzustoßen. In der Hauptrunde konnten die bayerischen Landeshauptstädter drei der vier Begegnungen für sich entscheiden, doch in den Playoffs werden die Karten bekanntlich neu gemischt.
Beide Teams setzten sich im Viertelfinale eindrucksvoll mit einem Sweep gegen ihre jeweiligen Kontrahenten durch, wobei die einzelnen Spiele durchaus eng waren, gerade für Bremerhaven, die zwei der vier Aufeinandertreffen mit Ingolstadt erst in der Overtime siegreich gestalteten. Der EHC Red Bull München hingegen hatte gegen die auch heuer wieder hochgehandelten Grizzlys aus Wolfsburg bis auf die letzte Begegnung leichtes Spiel und zog souverän unter die letzten vier Mannschaften ein. In den bisherigen drei Playoff Viertelfinalserien dieser beiden Clubs seit 2016/17 war am Ende stets München erfolgreich und verlor dabei nie mehr als zwei Spiele.
Der EHC Red Bull München stand nun zum siebten Mal in einem Halbfinale und hatte bis dato noch keine dieser Serien verloren. War dies ein gutes Omen für das Team um Headcoach Toni Söderholm oder konnte der diesjährige Tabellenprimus von der Nordsee ein erstes Ausrufezeichen in einer erwarteten langen Serie setzen?
Urbas Fackel zur schnellen Führung
Ausverkauftes Haus an der Nordseeküste: die Fischtown Pinguins waren bereit für ihr erstes historisches Playoff Halbfinalmatch vor eigener Kulisse, welche diesem Spiel schon lange entgegenfieberte. Sensationeller Beginn, denn nach nur vier Sekunden bekam Bremerhaven ein Powerplay zugesprochen. Miha Verlic hatte die erste Torchance der ersten Formation, die lange auf dem Eis zauberte. Der EHC Red Bull München legte von Anfang an auf eine hohe Physis, analog wie im Viertelfinale gegen Wolfsburg. Die Gäste kassierten kurze Zeit später die nächste Strafe in Person von Jonathon Blum; diese Disziplinlosigkeit sorgte nicht für einen flüssigen Einstieg in das Spiel und wurde in der 6. Spielminute durch Jan Urbas folgerichtig eiskalt bestraft zur frühen Führung für die Gastgeber.
Markus Vikingstad hätte beinahe sein Solo veredelt, doch er wurde fair gestoppt. Gäste Goalie Mathias Niederberger musste des Öfteren brenzlige Situationen meistern. Die Fischtown Pinguins waren on Fire und übten mächtig Druck aus; der sehenswerte Vorstoß von Vikingstad stach dabei besonders heraus. Die Landeshauptstädter befanden sich noch in der Findungsphase und kamen nur langsam besser in die Partie, doch Bremerhaven glänzte mit famosem Spielaufbau. Nico Krämmer prüfte Kristers Gudlevskis, der jedoch bravourös parierte.
Ziga Jeglic probierte es dann mit dem Backhander, blieb aber glücklos. Der EHC Red Bull München betrieb weiterhin sein aggressives Forchecking, doch die agilen Hausherren waren stets brandgefährlich. Markus Vikingstad war bisher der Aktivposten auf Seiten der Fischtown Pinguins, die ein famoses erstes Drittel absolvierten.
Erneut grandioser Start der Fischtown Pinguins, die nachlegten
Die Fischtown Pinguins setzten nahtlos an ihr tolles Anfangsdrittel an und waren schnell in der Angriffszone. Der sehr auffällige Markus Vikingstad belohnte sich für seinen Elan in der 22. Spielminute mit dem zweiten Treffer für seine Farben. Etwas unglücklich aus Sicht der Gäste prallte die Scheibe zum Torschützen, der gar nicht lange fackelte und erfolgreich abschloss. Bremerhaven bot wenig an für München, das sich weiterhin schwer tat mit der Kreierung von Chancen.
Nach einer überragenden Vorarbeit von Skyler McKenzie münzte Dominik Uher dessen Pass in der 28. Spielminute unhaltbar zur deutlichen drei Tore Führung um. Nun war München gefordert, um nicht noch mehr ins Hintertreffen zu gelangen. Die Hausherren waren nun klar tonangebend, hielten den Druck aufrecht und erspielten sich weitere dicke Chancen. Trevor Parkes verbuchte etwas aus dem Nichts eine große Möglichkeit, fand aber in Kristers Gudlevskis seinen Meister. Keeper Mathias Niederberger musste immer hellwach bleiben, es gab kaum Zeit zum Verschnaufen.
Yasin Ehliz fing dann einen Pass ab, konnte den souveränen Bremerhavener Goalie aber ebenfalls nicht überwinden. Auf der anderen Seite funktionierte das heimische Umschaltspiel fast perfekt und Ross Mauerman, dessen Lieblingsgegner ohnehin der Red Bull München war, versuchte es mit der Rückhand. In den letzten Sekunden wurde es noch hektisch, nachdem Gudlevskis am Ende im Tor lag, der von einem Mitspieler ins Gehäuse geschubst wurde.
Souveräne Fischtown Pinguins
Der EHC Red Bull München startete mit seinem ersten Powerplay in den Schlussabschnitt, doch die Fischtown Pinguins hatten leichtes Spiel, um diese Unterzahl schadlos zu überstehen. Danach prüfte Miha Verlic den Münchener Keeper, der sich weiterhin ständig brandgefährlichen Vorstößen der Hausherren gegenübersah. Bei den Gästen ging bis dato wenig zusammen und ein richtiges Aufbäumen war in den ersten Minuten des letzten Drittels auch nicht zu erkennen. Die Fischtown Pinguins ließen es etwas lockerer angehen, ohne die Konzentration zu verlieren.
München verzeichnete zumindest einen Pfostentreffer. Der Ex-Münchener Nicolas Appendino hatte den vierten Treffer auf seinem Schläger. Bei einem drei auf eins Konter verpassten die Pinguins sogar das vierte Tor. Knapp vier Minuten vor der Schlusssirene ging Headcoach Toni Söderholm All in, doch alle Bemühungen liefen ins Leere und Bremerhaven sicherte sich eindrucksvoll Sieg Nummer eins im Halbfinale.
Fazit: Die Fischtown Pinguins demonstrierten ihr erstes Halbfinalmatch in bemerkenswerter Manier und holten sich hochverdient den ersten Seriensieg. Kristers Gudlevskis konnte sich über seinen ersten Shutout in den Playoffs freuen. Die Gäste aus München fanden nie richtig in die Partie und konnten keine Akzente setzen.
Stimmen zum Schluss:
Krämmer: „Wir waren zu kompliziert, zu langsam unterwegs, haben uns ihrem spiel zu sehr angepasst, wir werden unsere Lehren daraus ziehen. Die Scheiben gingen nicht dorthin, wo wir sie haben wollten, offensiv müssen wir noch einiges an Stellschrauben drehen.”
Söderholm (HC): „Bremerhaven hatte zum größten Teil die Kontrolle über das Spiel, sie sind gut gestartet. Es war keine Übermotivation mit den strafen. Wir spielen gegen eine sehr gute Mannschaft, die sehr diszipliniert agiert. Wir brauchen Geduld, um die Chancen zu kreieren. Wir müssen mehr mit dem Körper spielen, auch das Tempo muss höher sein. Wir werden auf das Gaspedal drücken.“
Gudlevskis (GK): “Ich bin sehr zufrieden, wir waren sehr stark als Team. Wir haben sehr strukturiert gespielt, auch in der Defensive. Der Shutout ist nicht so wichtig, es geht am Ende des Tages um die wichtigen Siege. Es war ein solides Playoff match, wir müssen uns weiter fokussieren auf das nächste match.”
Popiesch (HC): „Wir haben von Anfang an viel richtig gemacht, hatten gute Möglichkeiten in den beiden Powerplays, beide Teams hatten ihre Aktionen und wir haben im richtigen Moment die Tore geschossen. Der Schlüssel ist in jedem Playoff Spiel kompakt zu stehen gerade in der neutralen Zone. Alle Spiele waren bislang sehr eng, es war klar, dass wir uns nicht provozieren lassen dürfen und von der Strafbank fernbleiben. Wir werden Spiel eins nun aufarbeiten und auf das nächste Match vorbereiten.“
Fischtown Pinguins Bremerhaven – EHC Red Bull München 3:0 (1:0|2:0|0:0)
Tore:
1:0 |06.| Jan Urbas (Jensen, Bruggisser) PP1
2:0 |22.| Markus Vikingstad (Jensen)
3:0 |28.| Dominik Uher (McKenzie, Friesen)
Haupt-Schiedsrichter: Schukies (GER) / Ansons (LAT)
Zuschauer: 4.646 (ausverkauft)
Bericht von: Hermann Graßl | Foto: City-Press