Deutschland gibt drei Tore Vorsprung her und verliert gegen Frankreich

4.Mai 2024DEB

In Wolfsburg traf die DEB-Auswahl zum ersten von zwei Testspielen auf das Team von Frankreich.

Nun stand Phase 4 der Vorbereitung auf die diesjährige 87. Weltmeisterschaft in Prag und Ostrava an: Headcoach Harry Kreis beorderte nun weitere Akteure der beiden Finalisten aus Berlin und Bremerhaven in den erweiterten Kader. In den beiden verbleibenden Testspielen gegen Gruppengegner Frankreich (Vorrunde in der Ostravar Arena) waren nun alle Protagonisten gefordert, mit bestechender Leistung ihr WM-Ticket zu sichern.

Mit Meistercoach Serge Aubin und Co-Trainer Alexander Sulzer von den Fischtown Pinguins holte sich Kreis zusätzliches erfahrenes Personal zu sich hinter die Bande. Nicht mehr dabei sein wird im finalen Aufgebot Matthias Plachta, dafür kommen im abschließenden Testmatch von den Eisbären Jonas Müller, Kai Wissmann, Tobias Eder, Leo Pföderl und Freddy Tiffels sowie aus der Seestadt des Vize-Meisters Defender Lukas Kälble. Heute standen alle drei NHL-Protagonisten im Line-Up: Goalie Philipp Grubauer, J.J. Peterka und Nico Sturm. Bisher gab es 40 Begegnungen zwischen diesen beiden Teams, wobei die DEB-Auswahl bis dato 25 für sich entschied. Mit Anthony Rech kehrte ein ehemaliger Grizzly an seine alte Wirkungsstätte zurück.

Peterkas Einsatz zahlte sich aus, Doppelschlag kurz vor Ende

In der ausverkauften Wolfsburger Eis Arena wollte der amtierende Weltmeisterschaftsfünfte und Vize-Weltmeister Deutschland gegen seinen Gruppengegner ein klares Ausrufezeichen setzen. Den ersten Wechsel bestimmte jedoch Team Frankreich, doch dann übte Deutschland mächtig Druck aus und verbuchte eine erste Top-Chance. Schon beim ersten Powerplay zeigte sich die Qualität eines J.J. Peterka und Dominik Kahun, wobei Letzterer zur frühen Führung in der 6. Spielminute einnetzte. Und das nächste Powerplay folgte nahezu auf dem Fuß, in dem die Franzosen dieses Mal effektiveres Penalty Killing betrieben. Die deutsche Mannschaft hatten fest vor, mit ihren Special Teams was Besonderes zeigen.

Alexander Ehl hatte den zweiten Treffer auf seinem Schläger und J.J. Peterka verpasst nach dem Powerbreak nur knapp. Die offensive Power der Hausherren war in den ersten zehn Minuten beeindruckend. Grubauer verbrachte bisher einen ruhigen Nachmittag und musste fast nicht eingreifen, bis Anthony Rech im Solo auf ihn zumarschierte. Im zwei auf eins Konter tauchte erneut Torjäger Peterka brandgefährlich vor Keeper Julian Junca auf. Nun war das Unterzahlspiel seitens der Gastgeber erstmals gefordert: Die Jungs von Headcoach Harold Kreis verteidigten bravourös und ließen wenig zu. Team Frankreich konnte sich auf seinen Goalie verlassen, der einige Großchancen entschärfte.

Den ersten Spielabschnitt gestalte die DEB-Auswahl sehr souverän und hatte den Gegner weitgehend im Griff. In der 19. Spielminute veredelte Parker Tuomie seine tolle Leistung mit dem zweiten Treffer des Tages und nur 14 Sekunden später vollendete Maxi Kastner zur hochverdienten 3:0 Führung. 13 Sekunden vor der Sirene verkürzte allerdings Hugo Gallet für seine Farben; sein Schuss war für Grubauer unhaltbar.  Kahun resümierte: „Wir sind sehr gut rausgekommen, haben viel Energie auf das Eis gebracht, bitteres Gegentor am Ende. J.J. (Peterka) ist ein Riesenspieler, wir sind guter Dinge.“

Les Bleus belohnen sich und drehen die Partie

Frankreich kam besser aus der Kabine, leistete erfolgreich Widerstand und verzeichnete selbst eine erste gute Möglichkeit. Justin Schütz hätte beinahe getroffen, doch Frankreichs Goalie Julian Junca packte einen Monster Save aus. Im fünf gegen fünf kamen Deutschlands Pässe oft und perfekt beim Mitspieler an. Team France hatte seine Mühe, strukturierte Vorstöße zu starten. Nun stand das dritte Powerplay für Team Deutschland an, welches zielstrebig realisiert wurde doch ohne Fortune blieb. Les Bleus zeigten im Mittelabschnitt ein gefährlicheres Gesicht und belohnten sich folgerichtig auch in der 33. Spielminute durch Enzo Guebey, wobei Matthias Niederberger, der vereinbarungsgemäß ab der 30. Spielminute das Gehäuse hütete, keine Sicht hatte.

Die DEB-Auswahl haderte etwas mit seinen vielen Chancen, so dass Frankreich Lunte witterte und sich auch den Anschlusstreffer verdiente. Ihr nächstes Überzahlspiel zogen die Gäste ebenfalls gut auf und erspielten sich sehenswerte Gelegenheiten. In der 38. Spielminute glichen die Franzosen sogar aus, weil die Scheibe von der Kufe von Lucien Onno unglücklich abprallte. Und es kam sogar noch besser für stetig stärker werdende Franzosen, denn nur 60 Sekunden nach dem Remis drehten die Gäste durch einen sehenswerten Spielzug Stephane De Costa die Partie komplett:  

Justin Schütz meinte: „es war wohl ein Momentum Wechsel für die Franzosen, es war kein gutes Drittel von uns, wir hatten zu viele Turnovers, gewinnen zu wenig Zweikämpfe, das darf nicht passieren. Wir müssen konsequenter spielen und den Rückstand wettmachen.“

Frankreich sichert den Sieg

Wie würde der amtierende Vize-Weltmeister auf den neuen aus seiner Sicht unerfreulichen Spielstand reagieren. Das deutsche Team verhielt sich zu passiv im Mittelabschnitt und ließ die Gäste weitgehend gewähren. Im nächsten Powerplay ließ Goalie Julien Junca die deutschen Stürmer schier verzweifeln mit seinen Großtaten. Die deutsche Auswahl wollte nahtlos an das erste Drittel anknüpfen und setzte wieder gute Akzente, doch die Spieler waren oft zu weit weg von ihren Gegenspielern. Die neutrale Zone überbrückten die Gäste mittlerweile sehr gut und verteidigten ihre Zone effektiv.

Das Zweikampfverhalten der Gastgeber ließ immer noch zu wünschen übrig. Die Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit aus den ersten 10 Minuten im Auftaktdrittel ging vollends verloren. Das Duo Stachowiak und Schütz verpasste im fast genialen Zuspiel nur knapp. Gegen diesen Gruppengegner musste Headcoach Harry Kreis Lösungen finden. Frankreich war inzwischen weitaus besser positioniert und die Pässe gingen nicht mehr so flüssig durch die Box. Bei der Defensivarbeit war noch Luft nach oben bei der deutschen Mannschaft.

Ein drei auf eins Konter konnte ebenso nicht in den Ausgleich verwertet worden. Die letzten beiden Minuten brachen an und Team Deutschland musste bald All in gehen: Letztlich machte jedoch der Ex-Grizzly Anthony Rech mit seinem Empty Netter den Deckel drauf.

Fazit: Es war ein seltsames Testspiel, denn nach einer genialen hochklassigen Anfangsphase der deutschen Mannschaft, in der man einen souveränen scheinbar beruhigenden drei Tore Vorsprung sich herauskombiniert, läuteten die Franzosen mit ihrem Last Second Goal kurz vor der ersten Drittelsirene die Wende ein. Aus einem 3:0 wurde ein 3:4 aus Sicht der Hausherren, die diesem Rückstand bis zum Ende erfolglos hinterherrannten.

Als bester Spieler wurde im DEB-Team Wojtek Stachowiak geehrt, bei Team Frankreich nahm Anthony Rech die Prämierung entgegen.

Stimmen zum Spiel:

Peterka: „Es ist cool wieder zurückzukommen und viele bekannte Gesichter zu sehen. Wir haben es zu locker angegangen nach der klaren Führung. Wir müssen weiter lernen, die Chemie austesten. Wir hatten auch neue Reihen gehabt. Phasenweise hat unsere Reihe gut funktioniert. Wir müssen die Tage nutzen, um die kleinen Fehler abzustellen. Eine WM zu spielen ist was ganz Besonderes und jede WM ist anders. Wir müssen von Null starten und uns alles erst wieder verdienen.“

Kreis (HC): „Wir hatten gut begonnen, alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Dann gab es zu viele Scheibenverluste, das Transition Spiel der Franzosen war sehr gut, wir hatten es ihnen auch zu leicht gemacht. Frankreich hatte die letzten 40 Minuten mehr Momentum. Das eine führt oft zum anderen und dann kumulieren sich die leichten Fehler. Das Puck Management muss besser werden. Das Zweikampfverhalten war nicht optimal, Es ist besser, dass diese Fehler jetzt passieren und nicht zum WM-Auftakt. Alle Berliner Akteure werden im zweiten Testspiel zum Einsatz kommen.“  

Deutschland – Frankreich 3:5 (3:1|0:3|0:1)

Tore:

1:0 |06.| Dominik Kahun (Peterka, Zimmermann) PP1
2:0 |18.| Parker Tuomie (Ehliz, Sennhenn)
3:0 |19.| Maxi Kastner (Samanski, Ehl)
3:1 |20.| Hugo Gallet
3:2 |33.| Enzo Guebey (Chakiachvili, Bertrand)
3:3 |38.| Lucien Onno
3:4 |39.| Stephane DaCosta
3:5 |60.| Anthony Rech ENG

Zuschauer:
4.503 (ausverkauft)

Bericht von: Hermann Graßl | Foto: DEB / City-Press GmbH

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